Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Erfahrungen und Tipps bei knapp 2 Stunden Austausch zusammenkommen. Unsere Gast-Gärtnerinnen Heidrun Quintino, Kräuterpension am Wald, Naturgärtnerin, und Indigo Janka, studio.tant Amsterdam, Großstadt-Balkon-Gärtnerin, führten uns mutmachend durch den Abend.
Am Ende waren sich die Teilnehmenden einig, dass es gelingen kann, dass “Von der Fensterbank bis zum Garten, alles ergrünt.“
Zunächst haben wir abgefragt, was die Teilnehmerinnen gerne für welche Art von Garten wissen möchten.
So vielfältig waren die Antworten:
- Balkon mit und ohne Sonne
- Schrebergarten
- kleiner schattiger Garten
- weiter sonniger Garten
- Fensterbank
- Gemüsegarten
- Insektenwiese
Und schon ging es los.
Indigo erzählte von ihren Erfahrungen und zeigte den Kreislauf des Gärtners auf.
Dies sind ihre Erfahrungen:
- Samen einsäen – eine gute Art der Beschriftung nicht vergessen, damit die Pflänzchen zugordnet werden können. Am Anfang sehen die ersten Blätter oft sehr ähnlich aus.
- Säen ist von Januar bis Oktober möglich. Natürlich ist es besser Anfang des Jahres Pflanzen heranzuziehen, aber wer das verpasst hat und erst später anfängt, hat dann noch Erfolge.
- Rotation ist gut. Es gibt immer sehr gute Sonnenplätze, Fensterbänke in einer Wohnung oder im Haus mit passenden Temperaturen. Oft haben da nicht alle Pflänzlein Platz, also ist ein Standort-Wechsel angesagt 😉
- Sobald das Wetter es zulässt, nehmt die Pflänzlein mit nach draußen und am Abend kommen sie wieder ins geschützte Haus.
- Wenn sie dann auf den Balkon kommen, denkt die Höhe Eures Balkons mit, denn wahrscheinlich wird die Fläche sonst nicht ausreichen.
„Probiert aus und findet heraus, was zu Euch passt.
Werdet zur Abenteuerin.“
Indigo hat uns eine Geschichte von eines Freundes erzählt. Sie hatte ihm eine Kürbispflanze geschenkt, die er mit in seinen Kleiderladen nahm und dort hegte und pflegte. Er war so begeistert die Pflanze wachsen zu sehen, dass er selber noch einige Pflanzen sähte. Damit sie genügend Sonnenlicht erhielten, hat er sie in einen Trolli gepflanzt und den ganzen Sommer über, jeden Tag vor seinen Laden gefahren und Nachts wieder rein.
Es wird nicht alles klappen, aber das ist ganz normal.
Überlegt, was ihr gerne ernten wollt. Es ist nur halb so schön, wenn man ganz viel ernten kann, aber dann merkt, dass man eigentlich gar nicht so gerne jeden Tag Zucchinis mag. Auch spielt eine Rolle, was man länger aufbewahren könnte und wie.
Lasst Dinge zu
Aus einen „Fehl-Versuch“ entsteht etwas Erstaunliches. So hat Indigo die Erfahrung gemacht, dass Radieschen, die nicht rechtzeitig geerntet wurden, immer länger wurden, schöne kleine weiße Blüten entwickelten, die nach der Blüte zu Schoten wurden. Sie waren absolute lecker, schmeckten nach Radieschen und der Ertrag war viel größer.
Lernt Euren Ort kennen
Heidrun und Indigos Balkon-Pflanz-Tipps
Balkon-Pflanzen stehen dicht zusammen. Sie müssen sich wohl fühlen und brauchen eine gute Pflege, damit sie „gesund und stark“ sind.
Die Voraussetzung dafür sind
- gutes Samenmaterial
- reichhaltige Erde, wobei es wichtig Erde zu nutzen, die keinen Torf enthält!
- Natur-Dünger,
- wie z.B. Brennnessel-Jauche / Beinwell-Jauche. Auch wenn diese Jauchen sehr Geruchsintensiv sind, lasst Euch darauf ein. Es kann abgemildert werden, indem ihr Kaffee nach dem Gießen auf die Erde streut.
- Wurm-Komposter hat auf dem kleinsten Balkon Platz
- Bokashi- Dünger, hier nutzt man Mikro-Organismen um hochwertigen Dünger auf kleinen Raum herzustellen
(https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/balkon-terrasse/bokashi-em-kompost-im-eimer-herstellen-31706
„Opfer“-Pflanze
Auch ein Balkon-Garten ist nicht vor dem Überfall von Schädlingen sicher. Ob es Ameisen oder Läuse oder oder sind.
Eventuell machte es Sinn eine Pflanze, die sehr befallen ist einfach weiter wachsen zu lassen. Alle Schädlinge konzentrieren sich dort und die anderen Pflanzen sind sicher.
Die Kapuzinerkresse hat oft Läuse, sie ist deswegen oft in naturnahen Gärten zu finden, um die Läuse von anderen Pflanzen fern zu halten.
Kräuter – selbst ziehen?
Heidrun, die jahrelange Erfahrung mit ihrem Kräutergarten hat, bekräftigte, dass die klassischen Kräuter, wie Schnittlauch, Petersilie oder Dill aus Samen nur sehr schwierig selbst zu ziehen sind.
Ihr Rat ist …
… weicht auf heimische Wildpflanzen aus, wie
- Brennnessel
- Spitzwegerich
- Gundermann
- Löwenzahn
- Borretsch
- Giersch
Sie alle haben viele gesunde Inhaltsstoffe und können für einen Start in Eurer Nähe gefunden werden.
Nach den vielen Gemüse-Pflanzen-Tipps kam doch noch die Frage auf, welche Blumen zu einem nachhaltigen Garten passen, so dass auch die Insekten und Vögel etwas davon haben.
Heidruns Frühblüher-Empfehlungen
- Haselnuss-Sträucher
- Lungenkraut
- Immergrün
- Stiefmütterchen / Hornveilchen
- Zwiebelgewächse
Am Ende des Abends stand fest „Es war so ermutigend und spannend die Geschichten und Erfahrungen zu hören, dass es keine Ausrede mehr gibt. Anfangen ist angesagt!“
Weiterführende Literatur / Links / Webseiten
Hier in diesem Buch; sind ganz viele Praxistipp zu finden:
Peaceful gardening: biovegan gärtnern von Susanne Heine, ISBN-10: 3835413457
Stichwort Permakultur – einfach mal in einer Suchmaschine eingeben.
Ein Instagram-Konto einer Gärtnerin aus Mumbai „Mumbai Balcony Gardener“ und sie hat auch ein youtube-Konto
In diesem youtube Channel mit dem Namen Epic Gardening findet unzählige Videos ganz unterschiedlichen Themen von der Aufzucht bis zu sinnvollen Garten-Utensilien …
Diese Seite hat generell viele Tipps auf dem Gebiet – selber machen, statt kaufen: www.Smarticular.net
Und wenn ihr ganz klein anfangen wollt, schaut Euch mal diesen Mikro-Kosmos an:
Das ist auch schön zur Wiederverwertung. Ihr sammelt Euren Kaffeesatz in einem kleinen Eimer und am Ende erntet Ihr Pilze. Schaut mal hier
Vielen Dank für dieses inspirierende online Treffen am 3. März! Ich freue mich schon auf wuchernde Bohnen, Kapuzinerkresse, Gundermann und Rattenschwanzrettich auf meinem Balkon.