Hier kommt Teil 2 des kleinen Führers durch das Dickicht der vielen guten Ratschläge zu einem nachhaltigeren Leben – In insgesamt fünf Teilen stellt unser Mitglied Paulo Tipps und Tricks, aber auch Anregungen zum Nachdenken zusammen.
Bestimme Deine eigene Ausrichtung – wo stehst Du und wo willst Du hin?
Willkommen zum zweiten Teil der Serie, die im besten Fall zum Umdenken anregt. Oder viele Leser*Innen aus Privathaushalten in ihrem Tun bestätigt. Eure Fragen, Anregungen und Beiträge könnt ihr mir gerne an paulo@menschen-in-hanau.eu schicken.
Die Welt war noch nie Nachhaltig, weil wir noch nie den Ansprüchen der Gegenwart gerecht wurden, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Wir leben in der besten aller Zeiten mit all seinen technischen Errungenschaften, sollten uns aber wieder auf das wesentliche konzentrieren. Auch wenn wir mit den falschen Vorsätzen aufgewachsen sind. Es muss und kann nicht jeder in allen Punkten perfekt sein. Aber in Summe können wir gemeinsam einen Unterschied machen und in unserem täglichen Leben dafür sorgen, dass die Erde und unsere Nachkommen eine bessere Zukunft haben. Wir betreten hier sicher Neuland, keine vorherige Generation hatte das Wissen, die Technologien, politischen Systeme und internationalen Beziehungen, um beides gleichzeitig tun zu können – den Ansprüchen der Gegenwart gerecht zu werden und zukünftigen Generationen die Befriedigung ihrer eignen Bedürfnisse zu ermöglichen.
Schon gewusst?
- Die jährliche weltweite Milchproduktion verursacht mehr CO₂ als der gesamte Flugverkehr rund um den Globus (Oxford University, „Environmental impacts of food production“, 2018). Neben den 3,2 kg CO₂-Emissionen pro Liter müssen 628 L Frischwasser aufgebracht werden. Zum Vergleich: 1 L Haferdrink emittiert 900 gr CO₂ und braucht 48 L Frischwasser.
- Fleisch deckt nur 17% des Kalorienbedarfes, benötigt aber 77% des globalen Ackerlandes. 1 kg Rindfleisch ist für 13 kg CO₂ verantwortlich, bei der gleichen Menge Hühnerfleisch entstehen 4 kg CO₂. Um hier etwas zu bewegen sollten wir uns auf 300 – 350 gr. Fleisch pro Woche und Person beschränken. Weniger wäre besser und Wild ist besser als alles kommerziell produzierte Fleisch.
- Dem Fleisch und der Milch ist die Butter untergeordnet, die als eines der umweltschädlichsten Lebensmittel überhaupt gilt. Berechnen wir aus den vorgenannten Werten den Wasserbedarf für 250 gr. Butter, kommen wir je nachdem, welche Konsistenz die Butter und Fettgehalt die Milch hat, im Schnitt auf unglaubliche 3.454 L.
Jenseits aller Vernunft
Der Weltraumtourismus ist wahrlich die schlimmste Idee, die Jeff Bezos mit Blue Origin, Sir Richard Branson mit Virgin Galactic oder Elon Musk mit SpaceX für Geld anbieten können, um sich ihre Unternehmungen privat finanzieren zu lassen. Diese Vergnügungsreisen einiger weniger und sehr wohlhabender Menschen produzieren zwischen 330.000 und 600.000 kg CO₂ pro Flug. Das ist mitnichten solidarisch und gehört verboten.
Tipps – Eine Anleitung in 4 Schritten
Die nachfolgende Anleitung stellt nur eine Empfehlung dar. Sie ist mal mehr, mal weniger radikal und mit diversen Abstufungen versehen. Jeder Verbraucher muss für sich selbst den richtigen Kompromiss der finden. Die Waage in Schritt 2 ist hier sehr hilfreich. Der oft absurd erscheinende radikalste Weg wäre jedoch aus Sicht des Klimaschutzes die effektivste und einzig vollumfänglich vertretbare Maßnahme, um dem Planeten schnell und nachhaltig zu helfen.
Alle Teile dieser Serie sind hier zu finden.
Schritt 2: Schlachtfelder wählen
Im ersten der insgesamt 4 Schritte stand die Frage, ob wir unseren eigenen Fußabdruck verstehen. Nun geht es darum, Maßnahmen zu priorisieren. Diese wählen wir nach persönlichen Vorlieben aus und versuchen Wege zu finden, die damit verbundenen Emissionen durch kleine oder große Veränderungen zu reduzieren. Dabei hilft diese ‚Waage‘:
Susanne Götze aus dem Wissenschaftsressort des Der Spiegel) sagt: »Wir erleben eine neue Normalität mitten in einer Katastrophe. Und es ist unwahrscheinlich, dass sich das bald ändert. (…) Doch leider wirkt diese Ermüdung auch in die Politik hinein. Denn ist das Thema weniger präsent, sinkt auch der Druck auf die Regierung, klimapolitisch durchzugreifen.« Und ganz aktuell gibt es politisch gesehen so viel vermeitlich wichtigeres, als das Thema Nachhaltigkeit. Eine handlungsfähige Regierung haben wir zurzeit bekanntlich nicht. Schade, denn all das, was wir heute versäumen, nicht auf den Weg bringen, müssen unsere Nachkommen ausbaden.
Ich habe die Absicht, meinen vier Kindern Wege aufzuzeigen, wie es besser gemacht werden kann. Die sozialen Gesellschaften haben sich über Jahrzehnte falsch verhalten – befeuert von vier industriellen Revolutionen und angetrieben von der Profitorientierung aller Konzerne. Eine substanzielle Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit, wird mein Jahrgang zu Lebzeiten vermutlich nicht mehr erleben – auch wenn die Lebenserwartung im medizinischen Sinne steigt. Und dennoch kann ich, können wir alle den Grundstein dafür legen, dass Nachhaltigkeit nicht als Übel, sondern als lebensnotwendig verstanden wird, als fester Bestandteil unserer täglichen Routinen . Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) sagt bereits heute, dass die Reduzierung oder Vermeidung von CO₂-Emissionen für die Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 nicht ausreichend sein wird. Faktisch müssen wir der Luft bei allen Anstrengungen zur Vermeidung/Reduktion neuer Emissionen zusätzlich aktiv CO₂ entziehen, um das Ziel zu erreichen.
Im Dezember gibt’s den dritten Teil dieser Miniserie, bei der es dann darum gehen wird, konkrete Maßnahmen aus einem bunten Strauß vieler Anregungen für euch selbst zu definieren.