Überraschend viele ehrenamtlich engagierte Menschen haben am 1. Workshop für Gebärdensprache teilgenommen. Veranstaltet wurde der 2-tägige Workshop von der Freiwilligenagentur und dem Bereich Inklusion im Amt für Senioren, Ehrenamt und Vielfalt zusammen mit der VHS Hanau.
Im Workshop wurden Grundkenntnisse in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) und Einblicke in die Gehörlosen-Kultur vermittelt.
Gespannte Aufmerksamkeit zu Beginn des Workshops mit der gehörlosen Dozentin von der Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige.
16 Augenpaare richten sich auf die Trainerin Karin Brenneis.
Mehr Teilnehmende kann sie nicht im Blick haben.
Begrüßen ohne Worte, nur mit Gebärden.
Diese Art Kommunikation – nur auf Gebärden achten – erfordert Konzentration von den Hörenden.
Mit den Händen und der Gesichtsmimik zu sprechen ist ungewohnt. Doch schnell löst sich die leichte Anspannung.
Fehler machen ist erlaubt.
Leise Gespräche mit der Sitznachbarin, dem Sitznachbarn werden weniger. Wer nicht zur Dozentin schaut, verliert den Faden im Geschehen.
Für Karin Brenneis ist die DGS (Deutsche Gebärdensprache) ihre Muttersprache. Auch ihre Eltern sind taub. Sie freut sich, dass die Stadt Hanau für die Gehörlosenkultur sensibilisiert.
Die Motivation der Teilnehmenden ist vielfältig.
2 Frauen möchten gerne mit ihren gehörlosen Kollegen nicht nur per Email kommunizieren. Sie sind neugierig auf diese besondere Fremdsprache.
Die Stadtteilmutter Esmira P. ist ein Sprachtalent und möchte gerne eine 7. Fremdsprache lernen. Sie engagiert sich in der Lebenshilfe Hanau, in der Gebärden in Mutter-Kind-Gruppen angewandt werden.
„Ich will unbedingt Gebärdensprache lernen“, betont Sabine W. Sie betreut als Tagesmutter ein hörendes Kleinkind einer tauben Familie.
Sich in die Welt der Gehörlosen hineinzuversetzen, das schätzen alle im Workshop.
Die Teilnehmenden lassen sich auf einen Perspektiv-Wechsel ein. Und der wirft viele Fragen auf.
Gebärdensprach-Dolmetscherin Angela Hornung beantwortet die Fragen. Karin Brenneis hat sie für 1,5 Stunden engagiert, um ihren Vortrag über die Gehörlosen-Kultur übersetzen zu lassen.Am Ende wollen fast alle weitermachen.
Sie kennen nun die Gebärden für Begrüßungen, können sich einander mit Namen vorstellen, erste kurze Sätze gebärden und haben das Fingeralphabet gelernt.
Um eine Unterhaltung mit tauben Menschen führen zu können braucht es mehr.
Wenn sich nach dem zweiten Workshop, der für den 30./31. Oktober geplant ist, weitere Interessierte finden, die an der Gebärdensprache dran bleiben wollen, werden sich die Veranstalter über passende Formate verständigen.
„Mit diesem neuen Angebot in der Fortbildungsreihe Ehrenamt wollen wir Vereine dabei unterstützen, sich auch für gehörlose und stark hörbehinderte Menschen zu öffnen“, betont Bürgermeister und Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel.