Philosophie hat mehr mit unserem alltäglichen Leben zu tun, als uns manchmal bewusst ist. Diese Erkenntnis konnten wir bei der philosophischen Stunde im AJOKI gewinnen.
Philosophie-Dozent Joachim Volke gab uns eine Einführung in die Welt der Philosophie und wir übten uns im philosophischen Gespräch.
Ursprünge der westlichen Philosophie
So erfuhren wir zunächst, dass die Ursprünge der westlichen Philosophie in der griechischen Antike um ca. 600 v. Chr. liegen. Es tauchten Denker auf, die sich nicht mehr damit zufriedengaben, die Welt nur aus Geschichten zu verstehen, so wie der Erzähler Homer sie den Menschen damals anbot.
Empedokles dachte z.B., dass alles aus den vier Elementen Luft, Feuer, Wasser und Erde bestehe. Im 4. Jahrhundert, zur Zeit von Sokrates, wurden diese „Intellektuellen“ dann Philosophen genannt, Freunde der Weisheit.
Mit Sokrates begann dann die eigentliche Philosophie. Athen steckte in einer tiefen politischen und gesellschaftlichen Krise und er stellte kritische Fragen: Was ist das Gute? Was ist Wahrheit? Was ist Gerechtigkeit? Er wollte mit Vernunft Antworten auf diese Fragen finden. Das beschäftigt die Philosophie bis heute.
Philosophie in der Praxis
Dann machten wir einen Sprung in unsere Zeit. Joachim fragte uns, welche Begriffe uns einfallen, wenn wir an Philosophie denken. Wir nannten: Werte (values), Gerechtigkeit, Sinn, Sinnfindung, Künstliche Intelligenz, Liebe/Macht, Verhaltensmuster. Daraus leitete er dann das gemeinsame Gespräch ab und zeigte uns, dass Philosophie nicht nur theoretisch ist, sondern auch ganz praktisch zur Anwendung kommt.
Hier ein paar Beispiele aus unserem Gespräch:
Philosophische Gedanken zu dem Thema Gerechtigkeit
Gerechtigkeit ist ein zentrales Thema, das auch die Philosophie berührt. Wann ist etwas oder eine Gesellschaft gerecht? Wer bestimmt, was gerecht ist? Hat nicht jede:r eine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit?
Joachim zeigte uns, wie die Philosophie an solche Fragen herangeht. Häufig versucht sie das mit Hilfe von Gedankenexperimenten. Wir diskutierten dann ein solches Gedankenexperiment von John Rawls.
Er stellte sich vor, wir wären in einem Urzustand. Hier weiß keiner, welchen Platz er in der Gesellschaft später einnimmt. Ob er/sie reich oder arm sein wird, ob er/sie Mann, Frau oder divers sein wird, ob er/sie eine Behinderung hat oder nicht usw. Das nannte Rawls „Schleier des Nichtwissens“. Nun haben wir überlegt und diskutiert, welche Regeln wir dann vorschlagen würden, die für alle gerecht sind und die dann alle akzeptieren würden.
Philosophie und Künstliche Intelligenz
Auch bei dem aktuellen Thema „Künstliche Intelligenz“ werden Philosophen einbezogen. Ein Beispiel:
Autos, die ohne Fahrer*innen eigenständig fahren, müssen ja mit Algorithmen (sozusagen Handlungsregeln für den Computer) programmiert werden. Das Auto muss z.B. „entscheiden“, ob es in einer gefährlichen Situation in eine Personengruppe von drei jungen oder zwei alten Menschen hineinfährt. Das sind wirklich schwierige Fragen!
In den Forschungsgruppen, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz autonome Fahrzeuge entwickeln, sind deshalb auch Philosoph*innen beteiligt. Auch in diese Probleme wurden wir mit einem Gedankenexperiment eingeführt.
Philosophie und Ethik
Philosoph*innen wirken aber z.B. auch im Ethik-Rat mit und haben damit auch Einfluss auf Themen wie die Triage. Bei der Triage geht um die Frage, wer bei begrenzten medizinischen Ressourcen behandelt wird oder auch nicht. Das war ein aktuelles Thema in der Corona-Krise.
Unser Fazit
Die Gedankenexperimente waren spannend. Wir konnten selbst sofort philosophisch über ein wichtiges Problem nachdenken. Jede:r konnte sich in die Situation versetzen, nach Lösungen suchen und gemeinsam darüber diskutieren.
Der Abend war aufschlussreich und zeigte, dass die Philosophie ein breites Spektrum zu bieten hat. Dabei haben wir nur einen kleinen Auszug davon kennengelernt.
Wir planen, einen zweiten Abend durchzuführen, dann mit einem konkreten Thema: Freundschaft aus philosophischer Sicht. Den Termin geben wir noch bekannt.
Die Veranstaltung fand im Rahmen unseres Angebots „Zeitgutscheine“ statt.
Wir bedanken uns bei Elias, dass wir das AJOKI mit seiner schönen Atmosphäre nutzen durften.
Und natürlich auch bei Joachim für die philosophische Stunde.