post-title Warum Ehrenamt? Weil ich jetzt schon sehe, was ich bewirke

Warum Ehrenamt? Weil ich jetzt schon sehe, was ich bewirke

Warum Ehrenamt? Weil ich jetzt schon sehe, was ich bewirke

Über einem roten, pochendem Herzem steht gebogen der Schriftzug

Was hat meine derzeitige Promotion und die geplante Habilitation mit meinem ehrenamtlichen Engagement zu tun? Ich versuche es zu beschreiben – vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei dem eigenem Unifrust.

Seit dem 2. Semester meines Bachelorstudiums wusste ich, dass ich an der Universität bleiben mag. Die offene Atmosphäre, junge Menschen, die es auf das Leben vorzubereiten gilt, neue Möglichkeiten des Denkens in allen Räumen dieser großen Gebäude. Wo anders als hier würde man Zeit seines Lebens arbeiten wollen? Der Plan stand: ich werde promovieren und nach erfolgreicher Doktorarbeit auch habilitieren und die universitäre Laufbahn in der Lehre einschlagen.

 

Theoretische akademische Laufbahn versus Selbstwirksamkeit

Es ist schwer, mit einem tatengedrängten Wesen zu vereinbaren, über Nichtigkeiten akademisch zu forschen, wenn es so viel mehr geben kann, was Menschen hilft. Ehrenamtliches Engagement und künstlerische Tätigkeit ist genau das, womit ich politische, soziale und ökologische Bestrebungen zum Ausdruck bringen kann.

Menschen, die sich ohne Gegenleistung für andere Menschen einsetzen, arbeiten, denken und fühlen. Wenn man diese Gemeinschaft so erlebt, zweifelt man fast an dem, was Menschen Böses in der Lage zu tun sind.

 

Im letzten Jahr war es sehr erfüllend, beim Gelingen verschiedener, ehrenamtlicher Projekte zu helfen.

Stunden, Tage, Wochen sind in Projekte geflossen und nicht einmal fühlte es sich an wie eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen. Im Gegenteil, bei der Fertigstellung von Projekten habe ich gelächelt, in dem Wissen, dass sich die Personen uneingeschränkt über das Ergebnis freuen werden, das sie dankbar sind für meine Taten und mir dies ehrlich spiegeln.

Keine Machtkämpfe, kein Neid, keine Intrigen, einfach nur alles für das größere Ziel, Menschen das Leben angenehmer zu gestalten. Im ehrenamtlichen Engagement lässt sich das Verwirklichen, was in anderen Bereichen nur Träumereien sind – für die Mitmenschen und einen selbst.

Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit bin ich wieder bestärkt in meinen Ambitionen etwas im universitären System zu bewegen, zu verbessern. Das so fruchtbare Miteinander statt dieses toxischen Gegeneinanders, erlaubt es wieder zu hoffen. Zu hoffen darauf, dass wir es als Gesellschaft irgendwie hinbekommen, und zwar begonnen im Kleinen, Lokalen.

 

Meine Erfahrungen im universitären System

Nach meiner anfänglichen Begeisterung für die Unisersität setzte bereits 2 Semester später ein Prozess der Erdung ein. Mein zukünftiger, in den Himmel gehobener Arbeitgeber, fiel ins Bodenlose. Festgefahrene Strukturen, unfaire Fördermechanismen, furchtbare Intrigen und Machtkämpfe unter Kolleg:innen, Sexismus, Rassismus, Klassismus … alles was von meiner anfänglichen Begeisterung blieb, war bittere Enttäuschung und ein Gefühl mit all dem allein gelassen zu werden.

Wie soll das Land der Dichter und Denker seine Kinder zu eben solchen entwickeln lassen, wenn das System so verstörend gestört ist?

Ungesehen und unerfahren kann ich das Erlebte nicht mehr machen. Es gibt keine Option für mich, dem Universitätswesen den Rücken zu kehren und sich einem anderen, weniger selbstzerstörendenden Feld zuzuwenden.

 

Teil des Systems werden

Teil dieses Systems werden, ja – aber einer, der etwas verändern möchte. Es gilt eine weitere Insel zu schaffen in diesem Meer aus Missachtung. Eine Insel, an der zukünftige Studierende meine Erlebnisse nicht erleben müssen, ja sie vielleicht nicht einmal glauben, da sie unvorstellbar geworden sind.

Um ein kaputtes System zu reparieren, muss man Teil davon sein. Ich entschied mich in der Promotion für ein Forschungsgebiet, dass meine Person strikt von meinem akademischen Ich zu trennen erlaubt. Das, was ich schreibe, hilft niemanden bei nichts. Auf diese Weise kann Kritik, die mich aus dem System fernhalten soll, nicht zu mir vordringen. Es bin nicht ich, die angegriffen wird, nur mein für fast alle Menschen sinnloses Geschriebene oder Gesprochene. Damit kann ich leben, um zeitnah im System selbst eine Insel einrichten zu können.

2 Jahre brauche ich ungefähr noch, um meinen Doktortitel tragen zu können. Dann beginnt ein neuer Kampf. Einen für den ich bereit bin, weil ich jetzt schon sehe, was meine Taten bewirken.

Nicht im akademischen Raum, nein, auf lokaler Ebene beim ehrenamtlichen Engagement.

Text von Lilli
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