Die Idee zu unserem Weltverbesser:innen Thema im April kam mit der Überlegung, dass sich im Frühjahr viele dem „Frühjahrs-Putz“ widmen. Alle hatten eine Idee davon, dass es nur wenige Zutaten braucht um ein gutes Reinigung-Ergebnis zu erzielen. Wir hörten etwas von Kastanien, Zitronen und Backpulver als Mittel zur Reinigung. Aber wie funktioniert es und was kann wofür genutzt werden?
Damit es uns leichter fällt sich von herkömmlichen Putzmitteln zu verabschieden, wollten wir mehr über die Wirkungen wissen und uns darüber austauschen, was stattdessen funktioniert oder auch nicht.
Julia hat uns zu Beginn berichtet, was sie in einzelnen Bestandteilen der Reinigungsmittel finden konnte und wie sie wirken, aber auch was unter Umständen daran kritisch bzw. nicht gut für die Umwelt sein könnte.
Bestandteile in Reinigungsmitteln
Tenside
Zweck: Verbindung von Fett und Wasser
Problematisch: synthetische Tenside oft auf Erdölbasis oder auf Basis von Palmöl
TIPPs: Dosierung beachten, Gallseife / Kernseife nutzen oder Kastanien
Duftstoffe
Zweck: guter Geruch beim Waschen oder Putzen
Problematisch: können Allergien auslösen, sind teilweise giftig für Wasserorganismen
TIPPs: Verwendung von Ätherischen Ölen
Konservierungsstoffe
Zweck: längere Haltbarkeit der Produkte
Problematisch: können Allergien auslösen, sind teilweise giftig für Wasserorganismen, reichern sich in der Umwelt an
TIPPs: Verwendung von Zitronensäure, Milchsäure, Alkohol
Antibakterielle Mittel
Zweck: Abtöten von Mikro-Organismen
Problematisch: können Resistenzen fördern, sind teilweise giftig für Wasserorganismen, sind schwer abbaubar
TIPPs: „Normales“ Putzen reicht vollkommen aus
Bleichmittel
Zweck: Aufhellen von Wäsche / Oberflächen
Problematisch: giftig für Wasserorganismen, Reizungen der Atemwege, sind schwer abbaubar
TIPPs: in die Sonne legen
Mikroplastik
Zweck: Abreibung des Schmutzes
Problematisch: Gefahr für Wasserorganismen, kaum filterbar, gelangt letztendlich ins Meer
TIPPs: Ökosiegel, Pulver statt flüssig, mechanische Reibung, Dosierung beachten
Alternativen beim Waschen
- Dosierung beachten
… um nicht übermäßig viel Chemikalien zu verwenden, könnte man zur Wasserenthärtung (z.B. Natron (für Seide) oder Soda) hinzufügen - Temperatur so niedrig einstellen wie möglich. Wenn Du mit 30 °C statt mit 60 °C wäschst, kannst Du rund Zwei Drittel des Stromverbrauchs einsparen
- Mechanische Kraft statt Chemie
- Waschzyklus überdenken
- Pulver statt Flüssigwaschmittel
- Waschmaschine voll beladen
- Wasserhärte beachten
- zum Bleichen in die Sonne legen oder Zitronensäure nutzen
Alternativen beim Putzen
- Essig oder Zitronensäure gegen Kalk
- Zitronensäure
- Waschsoda
- Natron für Steinböden
- Waschsoda für die Toilette oder auch zur Reinigung des Grills oder Backofens
- Spülbürste, einweichen, Baumwollspültuch
Anleitung „kalklösender Bad-Reiniger“ von Isabelle
Zutaten:
- Eine leere Flasche aufheben
- 50-70g Zitronensäure (Pulver) mischen und in
- 500ml lauwarmem Wasser lösen
- 1TL Öko-Spüli zugeben
fertig 😉
Anwendung: unverdünnt
Tipp: Die Zitronensäure kaufe ich in der Papierverpackung oder besser unverpackt.
Anleitung „Efeu-Spülmittel“
- Fülle ein verschraubbares Glas mit Efeu
- Gieße kochendes Wasser auf und lass alles gut abkühlen
- Schüttle das Glas kräftig und beobachte, wie sich Schaum bildet
- Gieße alles durch ein Sieb und voilà: das Geschirrspülmittel ist fertig!
Unsere erprobten Tipps rund um das Reinigen:
- für den Einstieg erst mal nur die ½ der bisherigen Putzmittel nutzen und dann nach und nach auf nachhaltige Reinigungsmittel umsteigen. Je nachdem, wie es zu Dir passt, machst Du sie dann selbst oder suchst eine Firma, die nachhaltige Produkte herstellt.
- Sack zum Auffangen von Mikroplastik in der Waschmaschine, falls man noch einige Wäschestücke hat, die noch Mikroplastik enthalten (z.B. Sportkleidung)
- Baumwolltücher sind ein guter Ersatz für Schwammtücher (gibt es in Hanau im Kaufland in weiß mit blau durchwebt oder bei der DM-Drogerie ) und nun gibt es auch gestrickte Tücher, die gut sind. Alte Geschirrtücher könnten durchgeschnitten und genutzt werden …
Eine Auswahl nachhaltigen Reinigungsmittel-Hersteller:
- sodasan
- everdrop
- Waschbär
- Frosch
- Waschkampagne (vor allem Wäsche-Waschmittel)
Artikel zum Thema „Nachhaltig Reinigen“
- Frühjahrsputz – Checkliste, Plan und Tipps • bei kribbelbunt
- Auf den Putz gehauen, Wasser geschützt • im Blog vom Nabu (NABU – Naturschutzbund Deutschland e. V.)
- Grüner Frühjahrsputz – mit diesen Tipps klappt’s! • im Green Lifestyle Magazin
- Ökologisch putzen mit Hausmitteln – Tipps und Tricks • Utopia
Nützliche Apps
codecheck (kostenlose App) zeigt an, welche Inhaltsstoffe in Lebensmittel und Kosmetik vorhanden sind.
ToxFox vom BUND mit dem Schwerpunkt der Angaben zu hormonellen Schadstoffen und Nanopartikeln.
Gedanken – Fragen
Es war wieder ein intensiver Abend bei dem viele Erfahrungen ausgetauscht wurden. Immer wieder überlegten wir dabei, wie sich Dinge entwickeln und warum – nach unserem Empfinden – manches so lange dauert. Diese Fragen bewegten uns:
- Welchen Stellenwert hat der Verbraucher-Schutz in Deutschland?
- Warum dauert es so lange, bis Produkte verständlich gekennzeichnet sind (z.B. bei Lebensmitteln = Einführung Ampelsystems)?
- Wie bekommt man eine größere Verbindlichkeit der Politik in diesem Bereich hin? Bis gesetzliche Grundlagen geschaffen sind, das dauert so ewig lang.
- Zur Veränderung, hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise – einem verantwortungsvollen und umweltbewussten Umgang – ist es notwendig, dass wir individuell handeln und die Politik neue Rahmen setzt.
Neue Wege der Verbrauchenden können etwas bewegen, so gab es zunächst einige wenige Unverpacktläden und nun findet man in einigen Supermärkten „Unverpackt-Ecken“.
Lasst uns als gutes Vorbild voran gehen.