post-title Auf dem Weg zu einem Zentrum für Demokratie und Vielfalt in Hanau

Auf dem Weg zu einem Zentrum für Demokratie und Vielfalt in Hanau

Auf dem Weg zu einem Zentrum für Demokratie und Vielfalt in Hanau

4 Personen sitzen auf einem Podium, von links nach rechts: Karl-Heinz Leister von Menschen in Hanau, Jagoda Marinic - Geschäftsführerin Interkulturelles Zentrum Heidelberg, Wolfgang Erichson, Bürgermeister Heidelberg und Andreas Jäger, Amt für Demokratie, Vielfalt und Sport Hanau

Jagoda Marinic, Leiterin des Interkulturellen Zentrums (IZ) in Heidelberg, Autorin und Podcasterin „Freiheit Deluxe“, und der Bürgermeister Wolfgang Erichson – Dezernent für Kultur, Bürgerservice und Kreativwirtschaft – sind auf unsere Einladung hin nach Hanau gekommen. Sie haben über die Entwicklung und jetzige Arbeit im IZ erzählt und offen über holprige Anfänge und die Erfolgsgeschichte der Einrichtung berichtet. Im Laufe des Abends haben wir mit den Teilnehmenden überlegt, was in einem “Zentrum für Demokratie und Vielfalt” in Hanau alles verwirklicht werden sollte.

Am Ende des Textes findet ihr eine Zusammenfassung des Abends in leichter Sprache.

„Sie brauchen eine ordentliche Personalausstattung, außerdem sollten sie dem Projekt die Zeit geben, die es braucht und der Entwicklung Raum lassen.“

Diesen eindringlichen Rat gab Wolfgang Erichson, Bürgermeister aus Heidelberg, den über 60 aufmerksamen und begeisterten Zuhörer:innen im Kulturforum Hanau.

Anlass zur Veranstaltung

Ein ähnliches Zentrum ist in Hanau im Aufbau. Das „Zentrum für Demokratie und Vielfalt (ZDV)“ ist eine Reaktion auf den rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020. Das ZDV soll eine Anlaufstelle sein, um Demokratie und Vielfalt als zentrale Werte in Hanau zu verankern.

Zustande gekommen war der Kontakt nach Heidelberg durch Dr. Karl-Heinz Leister, der Jagoda Marinic vor einiger Zeit auf dem Podium einer Frankfurter Veranstaltung erlebt hatte. Sein Vorschlag, das Zentrum in Heidelberg könne für Hanau einen tollen Input bieten, stieß bei Andreas Jäger, dem Leiter des Amtes für Demokratie, Vielfalt und Sport sowie auch bei OB Claus Kaminsky auf offene Ohren. Kaminsky hatte die Heidelberger am Nachmittag empfangen.

„Wir im Verein leben Vielfalt und fördern mit unseren Aktionen den Austausch aller.“ So die einleitenden Worte von Karl-Heinz Leister. „Bereits im Jahr 2019 haben wir ein Format entwickelt, den Demokratie-RAUM (reden – austauschen – umdenken – mitmachen) bei dem mehr als 30 Akteure – Vereine, Städtische Einrichtungen, Einzelhändler und Bürger:innen – Hanaus auf dem Marktplatz mitmachten. Überlegungen zur Ausgestaltung eines ZDV sind immer wieder Thema und wir sind sicher, dass wir viel von den Erfahrungen aus Heidelberg lernen können“.

An die Impulsvorträge der Gäste schloss sich ein kurzer, reger Austausch in kleinen Gesprächsrunden an. Schließlich wurden erste Vorstellungen und Ideen zu einem Hanauer Zentrum in einer offenen Gesprächsrunde gesammelt.

Impulse aus Heidelberg

Jagoda Marinic und Wolfgang Erichson berichteten über die Anfänge des IZ, stellten zwei besondere Projekte vor und erzählten, wie es gelungen ist, das Interkulturelle Zentrum Heidelberg als eine erfolgreiche Einrichtung zu etablieren. zu. Der Gründung des IZ vorausgegangen war eine breit angelegte „Migrantenstudie“, in der 500 Heidelberger mit Migrationsgeschichte befragt wurden. Zu den 2008 präsentierten Ergebnissen zählte unter anderem der Wunsch nach einem IZ, das 2012 für zunächst fünf Jahre seine Arbeit aufnahm.

„Meine erste Lektion war, dass die schwachen Akteure Gehör finden müssen“, sagte Marinic. In Heidelberg gibt es über 100 Migrantenorganisationen und etablierte Kultureinrichtungen. Sie alle mussten davon überzeugt sein, dass sie gemeinsam ein positives Erlebnis teilen. „Sanfte Radikalität“ habe sie an den Tag gelegt: radikal im Ziel, aber sanft auf dem Weg dorthin. „Die ersten Jahre war unsere Frage: Was braucht die Stadt, was brauchen die Vereine?“ Konkurrenz untereinander war und ist ein großes Thema, das man nicht unterschätzen sollte. „Alleine, dass man neu ist, ist man eine Provokation.“ Wichtig sind regelmäßige, offene Aussprachen. Ein „Platzhirschtum“ gibt es nicht, wer die besten Ideen und die größte Zustimmung findet, dessen Initiativen setzen sich durch.
„Allianz der Vielfalt“ heißen in Heidelberg diese regelmäßigen Treffen. Das Integrationsprojekt „Wir sind Heidelberg“ war beispielsweise eine Idee der Vereine. Von 2016 bis 2019 wurde das Projekt vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge mit 150.000 Euro gefördert. Unter anderem das überaus erfolgreiche Projekt „Taxidriver“ war ein Teil dieser Aktion. In einer Stadt sind Taxifahrer oft Menschen mit Migrationsgeschichte. Sie sind es, die Menschen am Bahnhof willkommen heißen und sie tragen zu einem reibungslosen Zusammenleben bei. Unter den großen Themen „Willkommenskultur“ und „oral history“ saßen unter anderem vier Heidelberger Taxifahrer im IZ auf der Bühne und erzählten ihre besten Erlebnisse, gingen aber auch auf ernste Themen ein.

„Wir haben das Thema Migration so sehr beladen, dass wir uns immer wieder fragen sollten, wie kommen wir in die Leichtigkeit.“, sagte Marinic.

Diese Frage wird vermutlich in Hanau eine zentrale Rolle spielen. Hier ist der Anlass, sich mit der Gründung eines Zentrums für Vielfalt und Demokratie zu beschäftigen, das rassistische Attentat am 19. Februar 2020. Zudem hat Hanau andere Voraussetzungen als die Universitätsstadt Heidelberg.
Der Erwerb des ehemaligen „Commerzbank-Gebäudes“ am Kanaltorplatz durch die Stadt ist ein erster Schritt zu einem Zentrum für Demokratie und Vielfalt. Die konkrete Ausgestaltung scheint noch offen, so kann man die Aussagen von Andreas Jäger interpretieren.

Impulse der Hanauer Stadtgesellschaft

Im 2. Teil der Veranstaltung stand ein interaktiver Ideenaustausch mit den Teilnehmenden, die zum Teil für ihre Vereine oder Verbände das Wort ergriffen, auf dem Programm. Alle Vorstellungen, Wünsche und Aspekte an das zukünftige Zentrum wurden auf große Bau-Steine geschrieben, die aufeinandergesetzt wurden. So entstand symbolisch der Beginn eines Hausbaus.

Eingeleitet wurde dieser Teil mit einer Fantasie-Reise. Die Gruppe sollte sich vorstellen, dass sie vor dem Gebäude stehen und sich schließlich die Tür öffnet. Dann wurde die Frage gestellt, was sie nun sehen, sich vorstellen oder erwarten.

Schnell kamen viele Ideen auf, über die es leicht sein würde in den Austausch zu kommen, wie z.B. beim Musizieren oder gemeinsamen Kochen. Auch Sitzecken könnten zur Begegnung beitragen. Man stellte sich ein offenes, freundliches Haus vor, mit einem Außenbereich, der als Spielplatz und Aufenthaltsort barrierefrei nutzbar wäre.

Exemplarisch für die vielen Beiträge seien hier noch der Wunsch nach einem Lichtsystem für Sehbeeinträchtigte genannt und dass auch die Menschen, die in unserer Gesellschaft eher unsichtbar sind, eingebunden werden sollen. Auch der vorgesehene Standort des Zentrums wurde hinterfragt. In unserer Bildergalerie sind Bau-Steine mit den Ideen des engagierten Publikums zu sehen. Jede Vorstellung und alle Äußerungen waren wichtig und bereichernd. Es wurde deutlich, dass die Hanauer:innen ihr Zentrum für Demokratie und Vielfalt mitgestalten wollen.

„Haben Sie einen langen Atem, haben Sie Geduld und behalten Sie ihren Enthusiasmus!“, riet Bürgermeister Wolfgang Erichson

den Hanauerinnen und Hanauern, ehe er sich wieder auf den Weg nach Heidelberg machte.

Zusammenfassung von Elvira

Am 07.06.22 hatten wir Jagoda Marinić (sie ist deutsch-kroatische Schriftstellerin, Theaterautorin, Journalistin und Leiterin des Interkulturellen Zentrums Heidelberg – kurz IZ) und ihren Chef Herrn Bürgermeister Wolfgang Erichson aus Heidelberg zu uns eingeladen.
Jagoda Marinić erzählte vom Beginn des IZ in einem Hinterhof mit Sperrmüll und wie sie daraus eine Begegnungsstätte für alle Menschen mit rund 160 Nationen erarbeitet hat.

Sie verfügt mittlerweile über eine 10jährige Erfahrung und hat uns einige Beispiele mitgebracht.
Ein Musikprojekt entstand aus einem lockeren kleinen musizieren. Jetzt gibt es 16 Bands die so einfach zusammen gefunden haben und ganz viel Spaß bei Veranstaltungen haben.
Oder das Taxifahrer-Projekt einfach genial, was daraus alles entstanden ist.
Es gibt noch sehr viele Projekte, die alle Menschen vereinen können.

Bürgermeister Wolfgang Erichson ist sehr stolz auf dieses Projekt und dass dies mit dem Einsatz von Jagoda Marinic so toll umgesetzt werden kann.
Weiterhin war Andreas Jäger vom Amt für Demokratie, Vielfalt und Sport dabei, um die aktuellen Ideen der Stadt Hanau zum „Zentrum für Demokratie und Vielfalt“ vorzustellen.

Im Anschluss wurde von allen Gästen mit großen Steinen im Kreis ein Haus der Wünsche“, was alles im Zentrum enthalten sein sollte, errichtet.

Ganz bunt und vielfältig – wie wir Menschen in Hanau.

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