Ein Mülleimer steht auf der Mehrzweckfläche für Rollstühle, Kinderwagen oder Fahrräder im Bus und löst eine gefährliche Situation aus. Wir berichten über das Erlebte und hoffen zum Verständnis für die Erfordernisse für mobilitätseingeschränkte Menschen beizutragen.
Marianne fährt regelmäßig mit dem ÖPNV (Öffentlicher Personen Nah-Verkehr) in Hanau und zwischen Hanau und Rodenbach. In der vergangenen Woche hat sie folgendes im Bus MKK-52 auf der Fahrt nach Rodenbach erlebt:
Beim Einstieg in den Bus stellt sie ihren Rollstuhl zusammen mit einem Kinderwagen auf der dazu eingerichteten Mehrzweckfläche des Buses ab.
Die Fläche ist eingeschränkt durch einen dort abgestellten Mülleimer, so dass weder Marianne in ihrem Rollstuhl noch der Kinderwagen sicher stehen.
Mehrzweckflächen sind in der Regel mit einer Rückenstütze, Haltevorrichtung und Klappsitz(en) gegenüber bzw. neben der 2. Tür (oder neben der 3. Tür bei Gelenkbussen). Gezählt werden die Türen vom Busfahrer aus.
Zusätzlich ist die Mehrzweckfläche durch Piktogramme ausgewiesen. Die Piktogramme erklären, dass der Platz für einen Rollstuhlfahrer reserviert ist. Der Rollstuhl soll mit gezogener Bremse entgegen der Fahrtrichtung gegen die Haltelehne oder die Rückenlehne gestellt werden.
„… und dann fuhr der Bus mit Karacho um eine Kurve. Der Kinderkarre kippt um, ich kann sie nicht halten. Ich musste mich in dem Moment mit beiden Händen festhalten.
Kind fällt raus, Bus hält an, Notfall-Sanitätswagen kommt. Das süße ist Kind aber nach einem Check okay. Auch die anderen Fahrgäste waren bei der Situation gut drauf und nicht ungeduldig. Nach einer knappen halben Stunde ging es weiter.“
Letztendlich haben mehrere Auslöser zu der gefährlichen Situation geführt:
- ein Mülleimer, der den Mehrzweckbereich in der Nutzung einschränkt
- ein Busfahrer, der rasant die Kurve fährt
- ein nicht sicher abgestellter und unbeaufsichtigter Kinderwagen
Ohne Mülleimer können im Mehrzweckbereich ein Rollstuhl und ein Rollator oder ein Rollstuhl und ein Kinderwagen sicher abgestellt werden.
Leider sind Situationen häufig zu beobachten, wie z.B. hier ein ungünstig positionierter Mülleimer, der die Funktionalität der Mehrzweckfläche stark einschränkt. Das daraus ein Sturz mit Verletzungen folgen kann, darf nicht mehr passieren.
Die Platzverhältnisse im Bus verdeutlicht das nebenstehende Foto.
Eine Woche später erlebt Marianne im gleichen Bus dieses – „Ein ganz normaler Alltag“:
„Für mich ist das eine ganz normale Situation auf meinem Weg von Rodenbach nach Hanau. Heute morgen kurz vor 9:00 Uhr. An der Bushaltestelle stehen schon 2 Kinderwagen.
Ich gehe also zurück in meine Wohnung, 9:19 Uhr: 2. Versuch.
Im Bus ist schon eine Rollifahrerin. Wir kennen uns. Ich klappe meinen Rolli zusammen, stelle mich neben sie und setze mich auf den Boden der Stufe daneben bis zur Haltestelle Degussa. Sie steigt aus und fährt mit dem Stadtbus 11 (Anmerkung der Redaktion: Bus der Linie 11 der HSB) zum Westpark / Steinheim zum Fitness- und Physio-Studio des BWMKs.
Ich kann mich in den Rolli setzen.
Zurück von Hanau nach Rodenbach: Ich bin schon im Bus, ein Kinderwagen kommt dazu. Jetzt ist der Platz der Mehrzweckfläche komplett belegt. Die Mutter muss stehen. Weder Rolli, Rollator noch ein weiterer Kinderwagen hätten Platz. Das ist der ganz normale Alltag für uns, die „Land-Bevölkerung“.
Es gibt positive Entwicklungen:
Die HSB achtet bei der Bestellung neuer Busse darauf, dass sie in ihren Solaris-Bussen einen doppelt so großer Stehperron für Kinderwagen / Rollatoren / Rollstühle etc. beim Hersteller anfordern. Damit ist der Stehraum (Stehperron / Mehrzweck-Fläche) nun rund 3,50 Meter breit.
Wort-Erklärungen:
- BWMK = Behinderten-Werk Main-Kinzig e. V.
- HSB = Hanauer Straßenbahn ist der Name des Hanauer Bus-Unternehmens
- „mit Karacho“ = mit Tempo / mit Schwung
- (Kinder)-Karre = kleiner ein-, zwei- oder dreirädriger Wagen zum Schieben oder Ziehen
- ÖPNV = Öffentlicher Personen-Nah-Verkehr, damit sind Busse und Bahnen gemeint.
- Stehperron = Bezeichnung für den Platz ohne Sitze, der für Kinderwagen / Rollstühle und Rollatoren vorgesehen ist.
Text und Bilder von Marianne, Rollstuhlfahrerin