Willkommen zum abschließenden fünften Teil der Serie, die im besten Fall über ihr Ende hinaus zum Umdenken anregt. Oder viele Leser:innen aus Privathaushalten in ihrem Tun bestätigt. Eure Fragen, Anregungen und Beiträge könnt ihr mir weiterhin gerne an paulo@menschen-in-hanau.eu schicken.
Wie vermeide ich Treibhausgasemissionen? Letzter Teil 5
Es ist zu hoffen, dass die bis jetzt aufgezeigten Fakten zum Innezuhalten und Reflektieren angeregt haben:
- Ist das alles richtig ist, was wir tun und warum wir es tun?
- Wo möchten wir ansetzen, jeder für sich, um positiven Einfluss zu nehmen?
Die gezeigten Beispiele zeigen, wie komplex die Berechnungen von CO₂-Emissionen und anderen Faktoren sind und welchen Einfluss die Begleitumstände der Produktion haben. Es gibt nicht die eine korrekte Berechnung, weil eben unterschiedliche Ausgangspunkte, Standpunkte oder Sichtweisen zugrunde gelegt werden können und dürfen. Über Nachhaltigkeit kann man aus diesem Grund kaum streiten.
Und keine Sorge: Nachhaltigkeit ist nicht nur für potenzielle Weltenretter:innen neu, sondern als Thema insgesamt relativ neu.
Schon gewusst?
- Der CO₂-Fußabdruck für die Hundehaltung liegt je nach Größe des Hundes zwischen 770 – 2.500 kg/Jahr und hängt hauptsächlich mit der Nahrung der Vierbeiner zusammen. Eine vegetarische Ernährung der Hunde könnte ⅔ der Emissionen vermeiden.
- Das Gesundheitswesen ist für 6% der gesamten Kohlenstoffdioxidemissionen in Deutschland verantwortlich.
- Licht sollte man nur einschalten, wenn man es braucht (Kühlschrankprinzip). Eine 100W-Glühbirne gibt‘s in Deutschland nicht mehr, sie wäre aber für 300 kg CO₂/Jahr verantwortlich, wenn sie durchgehend eingeschaltet bliebe.
- Sehr plakativ ist der Vergleich des Individuums:
Ein Mensch aus Malawi (Südhalbkugel) kommt mit 200 kg CO₂-Emissionen pro Jahr aus. In Großbritannien (Nordhalbkugel) kommt ein Mensch mühelos auf 13.000 kg CO₂/Jahr.
Tipps – Eine Anleitung in 4 Schritten
Die nachfolgende Anleitung stellt nur eine Empfehlung dar. Sie ist mal mehr, mal weniger radikal und mit diversen Abstufungen versehen. Jeder Verbraucher muss für sich selbst den richtigen Kompromiss finden. Die Waage in Schritt 2 (zu finden im 2. Teil dieser Serie, Links zu allen bisherigen Teilen siehe unten) ist hier sehr hilfreich. Der oft absurd erscheinende radikalste Weg wäre jedoch aus Sicht des Klimaschutzes die effektivste und einzig vollumfänglich vertretbare Maßnahme, um dem Planeten schnell und nachhaltig zu helfen.
Alle Teile der Serie „Wie vermeide ich Treibhausgasemissionen?“ gibt’s hier:
Schritt 3: Konkrete Maßnahmen – Fortsetzung
Wir betrachten die Aufzählung aus Schritt 1 (siehe Teil 1 – Verlinkung zu allen bisherigen Teilen siehe oben) mit Blick auf unsere Priorität in Schritt 2 und leiten daraus konkrete Maßnahmen ab:
Spielzeug
- Kinder brauchen zum Spielen eigentlich gar kein Spielzeug. Das freie Spiel ohne vorgegebene Charaktere (z.B. „die Eiskönigin“) oder Formen/Themen (z.B. Lego-Technik oder Playmobil-Polizeistation) bringt die eigene Phantasie zum Blühen. Es ist dabei sogar nachweislich von Vorteil, wenn die Kleinen über Langeweile klagen.
- Bei der Auswahl von Spielzeug darauf achten, dass es Raum für Improvisation und Erfindungen lässt.
- Spielzeugclubs oder (Stadt-)Bibliotheken haben Spielzeug zum Ausleihen, was der tatsächlich praktizierten Nutzung von Spielzeug viel näherkommt. Damit wird auch ganz nebenbei der schonende Umgang mit Spielzeug erlernt, weil es ja nicht unser Eigentum ist und heil zurückgebracht werden muss.
- Spielzeug aus zweiter Hand lässt sich genauso gut bespielen, wie nagelneues.
- Wir können Spielsachen innerhalb der Verwandtschaft weitergeben.
Der DRK-Kinder-Kleiderladen ist hierfür übrigens eine ausgezeichnete Anlaufstelle.
Hobbys
- Sport oder Gartenarbeit machen wir am besten in der näheren Umgebung (falls kein eigener Garten vor der Tür liegt). Lange Fahrten zu Downhill-Mountainbike-Challenges sind vollkommen sinnfrei.
- Ehrenamtliche Tätigkeiten, z.B. Baumpflege oder Hilfe bei der Gartenarbeit von Menschen, die dazu nicht oder nicht mehr in der Lage sind oder die sich nicht dafür interessieren, bergen zumeist eine Win-Win-Situation. Meist resultiert daraus eine langfristige zwischenmenschliche Beziehung.
Größere Veränderungen
- Dachboden und Außenwände isolieren.
- Fenster mit Doppel- oder Dreifachverglasung einbauen.
- Solaranlage auf das Dach bauen.
- Wärmepumpe einbauen.
- Auf smartes Heizsystem umrüsten.
Lebensstil
- Falls das Haus zu groß ist, sollten wir uns verkleinern oder Räume untervermieten, um die existenten Ressourcen zu nutzen und effizient zu erhalten.
- Druck auf den Vermieter ausüben, die Energie- und CO₂-Bilanz des Gebäudes zu verbessern.
Schritt 4: Machen!
Nachdem wir uns gründlich Gedanken gemacht haben, geht es an die Umsetzung. Wir arbeiten unsere eigene Bucketlist (Aufgabenliste) einen nach dem anderen Punkt ab. Das fühlt sich nach kurzer Zeit richtig gut an und regt zur Nachahmung an!
Dieser letzte Schritt ist im Prinzip der wichtigste aus den vier genannten Schritten. Wir trauen uns, uns selbst auf einen Maßnahmenkatalog festzulegen und setzen diesen Schritt für Schritt um. Am Ende haben wir zusammen als Gemeinschaft und als Gesellschaft das erreicht, was die Politik in den letzten fünf Jahrzehnten seit 1972 versäumt hat, als das Buch die ‚Grenzen des Wachstums‘ herauskam und damit klar war, dass die Wirtschaft nicht stetig wachsen kann.
Richtig oder falsch – einen Königsweg gibt es nicht
Nur um nicht falsch verstanden zu werden, möchte ich abschließend festhalten, dass ich mir mit dieser kleinen Serie nicht anmaße, alles zu dem Thema zu wissen oder die aktiven Kenner der Materie schulmeistern oder den Leser:innen ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen. Es geht darum, gemeinsam ein Ziel für die Gemeinschaft zu erreichen, statt die ständige Weitergabe der Verantwortung, die bis in die Politik reicht, als gesellschaftliche Verschieberitis („Die/der macht auch nichts, warum sollte ich?“) zu fördern.
Es kann und muss nicht jeder in allen Punkten perfekt sein. Aber in Summe können wir gemeinsam einen Unterschied machen und in unserem täglichen Leben dafür sorgen, dass die Erde und unsere Nachkommen eine bessere Zukunft haben. Auf die schnelle funktioniert das aber nicht, wir müssen als Gemeinschaft all das zurückfahren, was die Menschheit nach 4 industriellen Revolutionen in mehr als 150 Jahren als normal empfindet. Das wird Jahrzehnte dauern, die der Planet uns sehr wahrscheinlich nicht mehr in der bisherigen Lebensqualität geben kann. Und das bereitet mir große Sorge zur Zukunft meiner vier Kinder und Enkel, die ich noch nicht habe, aber unter diesen Umständen vielleicht nie haben werde.
Deshalb müssen wir schnellstmöglich mit dem MACHEN anfangen! Erst nachdem wir Nachhaltigkeit erreicht haben, können wir alles über Generationen „Althergebrachte“ auf einer nachhaltigen Basis wieder hochskalieren. Wir haben die Chance, als erste Generation der Menschheitsgeschichte Nachhaltigkeit zu erreichen und wir sollten sie nutzen.
Vielen Dank für die Anregungen, Fragen und Beiträge, die mich seit Oktober 2024 erreicht haben. Wir bleiben im Austausch über unsere Erfahrungen und das wertvolle Wissen, welches wir dadurch teilen konnten.