So langsam nimmt das gesellschaftliche Leben wieder Fahrt auf und es kommt zu weiteren Lockerungen nach wochenlangen Einschränkungen. Für viele Menschen bedeutet es einen Schritt zurück in die Normalität.
Doch „Maske tragen“ und „Abstand halten“ wird uns alle noch ein wenig begleiten.
Wie finden sich allerdings blinde und sehbehinderte Menschen in dieser außergewöhnlichen Zeit im Supermarkt, am Bahnhof oder in einem Geschäft zurecht?
Aktuell gibt es fast wöchentlich eine neue maximale Personengrenze, die angibt, wie viele Personen ein Geschäft oder eine Bank betreten dürfen. Das bedeutet, dass man sich Woche für Woche auf neue Personengrenzen einstellen und erstmal die Hinweisschilder vor der Bankfiliale, der Post oder vor einem Geschäft lesen muss. Für Sehgeschädigte kann dies zu einem Problem werden. Denn sie können die meist selbstgeschriebenen oder ausgedruckten Hinweisschilder nicht lesen. Auch das Abstandhalten ist für blinde und sehbehinderte Menschen ein Problem, denn die Abstandsmarkierungen in den Geschäften können von ihnen nicht gesehen oder gefühlt werden.
Doch wie kann man ihnen helfen, Abstand in der Schlange an der Kasse zu halten?
Oder in der Bahn einem Mitfahrenden nicht zu nahe zu kommen?
„Es wäre in dieser Zeit und natürlich auch danach einfach vorteilhaft, wenn sehende Menschen mehr sensibilisiert wären und auf ihre Umgebung und Mitmenschen achten würden“, sagt Silvia Schäfer, Leiterin der Bezirksgruppe Hanau des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen. „Wichtig sei es hierbei die Person einfach direkt anzusprechen, ob sie Hilfe benötigt. Unnötig sei es, eine blinde oder sehbehinderte Person anzufassen und in eine Richtung zu schieben. Wenn die Person Hilfe benötigt, könne man gern seinen Arm anbieten und in die Richtung führen oder unter den gegebenen Abstandsregeln die Richtung weisen. Sei es zu einem Sitzplatz in der Bahn oder auch in die Warteschlange an der Kasse. Auch wäre es für viele sehbeeinträchtigte Menschen hilfreich, wenn man ihnen einfach einen Hinweis gäbe, ob zum Beispiel in der Bahn noch ein Sitzplatz frei ist oder man ein Geschäft betreten kann, weil die Personengrenze noch nicht erreicht ist. Diese kleinen Hilfen würden eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vereinfachen.“
Silvia Schäfer stellt fest, dass die Kommunikation im öffentlichen Raum seit der Maskenpflicht schwieriger geworden ist. Die Menschen erscheinen insgesamt stiller und dadurch wird es für seheingeschränkte Personen auch schwieriger festzustellen, ob überhaupt jemand in der Nähe ist, den man um Hilfe bitten könnte. Auch Sehende berichten, dass eine Unterhaltung mit Maske schwieriger sei. Das aber nicht nur, weil der Stoff vor Mund und Nase die Stimme dumpfer klingen lässt, sondern auch, weil man nur einen kleinen Teil der Mimik des Gegenübers erkennen kann und damit das Verständnis des Gesagten erschwert wird. Diese Situation haben blinde und sehbehinderte Menschen zu jeder Zeit – nicht nur in der jetzigen Situation. „Wir können lediglich anhand der Stimme verstehen, was der andere sagt und niemals den Gesichtsausdruck deuten.“, erklärt Silvia Schäfer.
In eigner Sache: Die Bezirksgruppe Hanau des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen ist Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema Auge im gesamten Main-Kinzig-Kreis. Die Bezirksgruppe hat derzeit ca. 155 ordentliche und ca. 40 fördernde Mitglieder. Auf Grund der Corona Pandemie sind in diesem Jahr bisher fast alle Veranstaltungen ausgefallen und wahrscheinlich werden auch weitere größere Veranstaltungen nicht stattfinden können.
Der Kaffeenachmittag und Stammtisch allerdings konnten bereits unter Einhaltung der aktuellen Hygiene-Regeln wieder starten. Beides findet einmal im Monat statt und ist auch für Nicht-Mitglieder offen. Jeder der sich interessiert, ist herzlich willkommen. Weitere Informationen finden Sie unter der Homepage http://www.tibsev.de/
Persönliche Beratungen der Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle können bis auf weiteres noch nicht stattfinden, weil der vorgeschriebene Abstand bei den Beratungen nicht eingehalten werden kann. Außerdem dürfen noch keine Hilfsmittel vorgeführt werden, da diese sehr schwierig zu desinfizieren sind. Telefonische Beratungen und Auskünfte per E-Mail sind aber weiterhin uneingeschränkt möglich.
Für Rat und Hilfe bei Sehverlust wenden Sie sich gerne an Silvia Schäfer, Leiterin der Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle in Hanau unter 06181 – 95 66 63 oder per E-Mail an info@tibsev.de
Von Silvia Schäfer, www.tibsev.de