Am Donnerstag, 13.02.2020, fand im Ellis Café & Bistro der 6. Diskussions-Raum statt. Dieses Mal nahmen Vertreterinnen der Regionalgruppe Hanau der OMAS GEGEN RECHTS teil und gestalteten den die Diskussionsrunde mit dem Thema „Rechte Frauenbilder“
OMAS GEGEN RECHTS sind eine vielfältige Gruppe von Frauen, die für Demokratie, Frieden und Gleichberechtigung der Geschlechter eintritt.
Die Gruppe ist beunruhigt wegen der politischen Verhältnisse, dem Erstarken des Rechtsextremismus, der Verbreitung eines reaktionären Frauenbilds und der Gefahr von Einschränkungen der gewonnen Freiheiten für Frauen.
Sie beobachten bei der jungen Generation einen zum Teil ausgeprägten Stolz auf die Herkunft und bei Staatsorganen (z.B. Polizei) Verbreitung von rechtsradikalem Gedankengut; und sie sehen Angst jüdischer Mitbürger*innen vor Anfeindungen und Anschlägen.
Informationen über die Regionalgruppe Hanau findet man der Internet-Seite: Omasgegenrechts-hanau und auf Facebook unter Omas gegen Rechts Hanau
Einführung in das Thema
In der Männergesellschaft der NPD-Anhänger wird ein Menschenbild gepflegt, das im 19. Jahrhundert galt und Frauen als Abhängige sieht, die sich auf Familie, Kindererziehung, Haus und Herd konzentrieren sollen.
Seit 2010 werden „rechte“ Frauen dahingehend aktiv, dass sie in Vereine, Hilfsorganisationen und sozialen Aktivitäten eintreten und das alte Frauenbild hier verbreiten. Ihr Feindbild ist der Feminismus.
Zum Beispiel fordern die Rechten in Bayern, dass Erziehungsgeld nur deutschen Müttern ausgezahlt wird; oder es werden Nachrichten verbreitet, dass Kinder von Geflüchteten in Kitas bevorzugt würden. Positive Veränderungen der 1968er Generation sollen wieder rückgängig gemacht werden.
Gerade in der Diskussion über die Balance in der Familie mit Vater-Mutter-Kind, die speziell im Zusammenhang mit dem Berufsleben noch immer geführt wird, greifen die Rechten ein und fordern eine Konzentration der Frauen auf die Familie.
Dabei werden junge Mütter sehr unmerklich beeinflusst, in dem ein schlechtes Gewissen erzeugt wird.
Erleichtert wird diese Art der Diskussion durch die immer noch vorhandenen Schlechter-Stellungen der Frauen im Berufsleben und die soziale Schieflage in der Gesellschaft.
Soziale Mangelzustände werden auf dem Rücken der Schwachen und der Frauen ausgetragen:
- alleinerziehende Mütter
- zu wenig Kita-Plätze
- niedrige Hartz-IV-Bezüge
- Niedriglohngruppen …
Analyse „Erziehungsmethoden“
Diskutiert wurden auch die Erziehungsmethoden für Kinder in rechten Familien und Gruppen, die sehr den Methoden der Nationalsozialisten ähneln. Solche Methoden setzen schon bei der Geburt an und zielen darauf ab, den eigenen Willen der Kinder zu brechen.
Das geht dann weiter mit militärischem Drill in Organisationen, wie der verbotenen Wiking-Jugend.
Der heutige Geschichtsunterricht wurde angesprochen. Hier versucht die Rechte, eine 180-Grad-Wende zu verbreiten und die Verbrechen der Nazis zu relativieren und kleinzureden („Vogelschiss in der Geschichte“, „Denkmal der Schande“).
In der Diskussionsrunde wird gefordert, dass junge Menschen wieder ein Bewusstsein darüber erlangen sollen, welches Unheil Nationalismus und Rassismus über Deutschland gebracht haben, damit sie dem durch unter anderem rechte Frauengruppen verbreiteten rechten Gedankengut widerstehen können.
Das Verhalten der Beate Tschäpe aus der Bewegung des NSU wurde als Beispiel genannt, wie unauffällig und angepasst sich solche Menschen in unserer Gesellschaft bewegen können (nette Nachbarin). Ihr und ihren rechten Kumpanen hat man die Morde an Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht zugetraut, stattdessen in der Türken-Mafia ermittelt und den „Heimatschutz“ zu Demos aufrufen lassen.
Einige „rechte“ Zitate aus aktuellen Pressemitteilungen:
Björn Höcke in der Frankfurter Rundschau vom 24.02.2016:
- „ … schädliche, teure, steuerfinanzierte Gesellschaftsexperimente, die der Abschaffung der natürlichen Geschlechterordnung dienen“ zu beenden;
- „Die klassische Familie ist wieder zum Leitbild zu erheben.“
Björn Höcke in der Welt vom 22.02.2018: „Wir müssen unsere Männlichkeit wieder entdecken.“
Frauke Petri in der Frankfurter Rundschau vom 24.02.2016:
- „wünschenswert, dass eine normale deutsche Familie drei Kinder hat“
Anders Behring Breivik:
- „Das Erstarken des Feminismus bedeutet das Ende der Nation und das Ende des Westens“
Was können wir machen, um rechter Einflussnahme und Hetze entgegenzuwirken?
Es gab einige Vorschläge:
- Kurs „Stammtischkämpfer“ bei der vhs besuchen (s. Programm der internationalen Wochen gegen Rassismus).
Die Anne-Frank-Bildungsstätte bietet auch 1-tägige Kurse an. - Möglichst verschiedene Informationsquellen (Zeitungen, Internetseiten) zu einem Thema lesen;
- Diskussionsrunden veranstalten und/oder besuchen;
- Für Transparenz des Wissens über rechte Bestrebungen sorgen;
- Die lokale Presse aktivieren (Leserbriefe, Ankündigungen).
Zusammenfassung:
- Diese Diskussion sollte in einem erweiterten Kreis weitergeführt werden.
- Die Solidarität mit und unter Frauen muss gefördert werden.
- Die subtile Einflussnahme rechter Kreise ist aufzudecken.
- Dazu gehört auch Wachsamkeit in Vereinen.
- Unser Werteschema hat sich bereits verändert.
- Sprache verschiebt Werte.
- Die guten Impulse müssen lauter sein.
Alle waren sich einig: „Wir bekommen das hin – gemeinsam gehen wir dagegen an!“
Hinweise:
Artikel:
Frankfurter Rundschau, 19.02.2019 von Katja Torwart „Was Antifeminismus mit Angst vor Kinderrechten zu tun hat“ – hier kannst Du ihn direkt lesen
Bücher:
- Kübra Gümüşay: „Sprache und Sein“
- Sigrid Chamberlain: „Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ – über zwei NS-Erziehungsbücher
- Andrea Röpke/Andreas Speit: „Mädelsache! – Frauen in der Neonazi-Szene“
Veranstaltungen:
- Lesung: Kübra Gümüsay „Sprache und Sein“, 28.03.2020 um 16:30 Uhr, Spaces Omniturm, Große Gallusstraße 16-18, 60311 Frankfurt
- Ricardo Lenzi Laubinger „… und eisig weht der kalte Wind“, Lesung, 10. März 2020, 19 h, Bistro Ellis, Hanau
- Stammtisch OMAS GEGEN RECHTS, 19. März 2020, 19 h, Brückenkopf, Hanau