Am 8. November 2019 fand der 1. Fachtag – der Stadt Hanau in Kooperation mit dem Hanauer Ausländerbeirats – zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund statt. Ein Team von Menschen in Hanau hat als Expert* innen daran teilgenommen.
Insgesamt nahmen fast 90 Menschen – Vertreter* innen der Stadtverwaltung, freien Träger, Migranten-Selbstorganisationen, Inklusions-Initiativen – daran teil. Ziele des Fachtags waren die Vermittlung von Informationen über Unterstützungsangebote in Hanau und Umgebung sowie der Austausch über Wünsche und Bedarfe speziell von Migrant*innen.
Besonders gut hat uns der Input-Vortrag von Ayse Oluk gefallen.
Sie ist Referentin beim Land Hessen und arbeitet in einem Projekt mit, das gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und der Universität Kassel die Teilhabe-Chancen von Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund erforscht.
Ayse Oluk betonte, dass das komplexe Hilfesystem das eine sei. Doch noch wichtiger seien die Angehörigen. „Nur wenn die Familie den behinderten Menschen, sei es ein Kind oder ein Erwachsener, als vollwertiges Mitglied akzeptiert, fördert und fordert kann gemeinsam viel erreicht werden, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu haben.“
Ihre Erfahrungen hat sie sehr in vielen emphatischen Bildern beschrieben: „Wenn man eine Behinderung hat, wird man nicht als Menschen gesehen …“ Sie sei mehrfach betroffen, als Migration, Frau, Behinderte und Juristin. Sie möchte Ängste abbauen und Menschen sensibilisieren. Eltern eines behinderten Kindes müssen an ihr Kind glauben, das Selbstbewusstsein des Kindes fördern.
Mitmenschen anregen kreativ und gestalterisch zu denken beim Abbau von Hürden. Dies wird erleichtert, wenn wir einen Zugang zu den Herzen der Menschen finden. Dazu ist es notwendig, Betroffene zu ermutigen zu kämpfen und sich als Mutmacher für andere der Öffentlichkeit zu stellen.
Nur so werden Vorurteile abgebaut.
Zu ihren Überzeugungen für ein gutes Gelingen, gehört:
- Schaffen von Begegnungen
- Begegnung auf Augenhöhe
- Akzeptanz und Toleranz
- Normalität und Teilhabe
- Lachen und Austausch
- Sensibilisierung
- Empathie und Gelassenheit
- Offenheit gegenüber Fragen
- Mutig und Selbstbewusst
- Eigeninitiative
Wir, Menschen in Hanau, freuen uns immer, wenn wir erfahren, dass wir mit unserer Arbeit den richtigen Weg gehen. Es ist schön, dass es durch solche Begegegnungen bestätigt wird.
Nach Ihrem Referat gab es verschiedene Gesprächskreise, in denen jede*r seine Ideen zu dem Thema einbringen konnte.
Von der Stadt wurden 2 neue Angebote vorgestellt:
- Pflegeberatungszentrum (im „Haus am Steinheimer Tor“, Steinheimer Str. 1)
- Fachdienst Inklusion und Teilhabe (Sitz im Rathaus)
Außerdem gab es je einen Gesprächskreis zu:
- Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) in Erlensee in Trägerschaft der Selbsthilfe Körperbehinderte Hanau/Gelnhausen
- Bildung und Teilhabe am Arbeitsplatz (BWMK)
- Thema Inklusion in Schule und Unterricht
Der Bürgermeister Axel Weiss-Thiel versprach: „Wir werden die Anregungen aufnehmen und gemeinsam mit Akteuren und Betroffenen nach Lösungen suchen, um die Teilhabe-Chancen aller in Hanau weiter zu verbessern.“