4 Wochen lang wurde für die Kunst-Aktion „Haltung zeigen – in Verbindung treten“ gemalt, mit Gips und Holz gearbeitet, genäht, gebastelt und auf viele andere Weisen kreativ gestaltet. Begonnen hatte das Projekt im Februar 2022 im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus.
Der Verein Menschen in Hanau e.V., das Seniorenbüro der Stadt Hanau sowie der Kunstkaufladen Tacheles luden alle Interessierten ein, sich in einen künstlerischen Prozess zu begeben und sich mit dem Thema „Haltung zeigen gegen Rassismus – in Verbindung treten“ auseinanderzusetzen.
Mitmachen konnte „jeder:mensch“, ob mit oder ohne künstlerische Vorerfahrungen. So vielfältig wie die Teilnehmenden waren dann auch die Kunstwerke, die 4 Wochen später bei einem Abschluss-Abend vorgestellt und besprochen wurden.
Daniel eröffnete den Abend und begrüßte die über 30 Gäste. Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck sprach ein Grußwort. Sie war begeistert von den Kunstwerken und freute sich, dabei zu sein.
Renate und Gülsum, beide aktiv bei Menschen in Hanau, trugen die Geschichte „Das Ende der Nacht“ auf türkischer und deutscher Sprache vor. Handan hatte die Geschichte ins türkische übersetzt.
Im Mittelpunkt des Abends stand neben den Kunstwerken insbesondere auch der künstlerische Prozess und der gemeinsame Austausch.
Unter der Moderation von Renate und Sylvie, Koordinatorin bei Menschen in Hanau e.V., erzählten die Künstlerinnen und Künstler über die Entstehungsgeschichte ihrer Werke. So konnten die über 30 Zuhörer:innen interessante und spannende Einblicke von den ersten Ideen bis hin zum fertigen Kunstwerk erlangen.
Es wurde deutlich, dass alle Künstler:innen sich zunächst mit dem Thema „Rassismus und Haltung zeigen“ gedanklich beschäftigten und dann überlegten, wie sie ihre Ideen und Vorstellungen künstlerisch umsetzen konnten.
Gerne würden wir die Aussagen aller hier wiedergeben. Alle waren beeindruckend und ermöglichten den Gästen, andere Blickwinkel einzunehmen: Der Austausch stimmte mal nachdenklich, mal hoffnungsvoll, auch inspirierend und durchaus manchmal provokativ.
In dem unten, am Seitenende verlinkten Kunst-Katalog, könnt ihr die Beweggründe zu jedem Kunstwerk nachlesen.
Beispielhaft geben wir hier einen kleinen Einblick in den Austausch:
Angelika stellte ein Gemeinschaftswerk von Amena, Angelika, Lotta, Nesrin, Rania, Ronja, Sihan – Sina, Tamana und Yeter der Frauengruppe der “Gemeinwesenarbeit Hanau, Südliche Innenstadt” vor.
Zunächst haben die Frauen überlegt, was sie mit „Haltung“ verbinden. So kamen sie auf den Gedanken, dass Haltung etwas mit einem Standpunkt zu tun hat. Dies wiederum führte sie auf Füße und Schuhe, die für einen Standpunkt im übertragenen Sinn ja wichtig sind. So kamen die Frauen auf die Idee, ein Kunstwerk aus vielen Schuhen zu gestalten. Das Kunstwerk zeigt viele kunterbunt und phantasievoll dekorierte Schuhe und symbolisiert Träume, Wünsche und Ängste, die mit und von den Schuhen getragen werden.
Eine andere Gemeinschaftsarbeit – von 11 Frauen: Nurcan, Ayse, Hamide, Reyhan, Handan, Tuba, Latife, Banu, Merve, Gülsüm, Fatma und 1 Mann: Yusuf – wurde von Nurcan vorgestellt.
Auf einem großen aus Stoff angefertigtem Wandbild ist eine genähte Weltkarte mit 205 gehäkelten bunten Blumen zu sehen, die für Vielfalt stehen. Jede Blume symbolisiert ein Land.
Die Gruppe erzählte, dass sie Haltung insbesondere mit Liebe und Toleranz verbinde. Mitgefühl sei sehr wichtig. Beeindruckend war auch die Aussage: „Unsere Nationalität ist die Menschheit.“
Exemplarisch für die zahlreichen Einzelwerke sei hier das Werk von Uschi und Holger erwähnt. Auf einer Klappleiter liegt ein Besen, an dessen einem Ende ein zartes Mobile angebracht ist. Ein Werk, dass viel Balance verlangt. Holger erläuterte, dass ein Mobile recht stabil sei, auch wenn es windet. Genauso sollte es mit der Haltung sein.
Sämtliche Kunstwerke waren beeindruckend und es lohnt sich eine Auseinander-Setzung mit ihnen. Neben dem online zur Verfügung stehenden Kunstkatalog, bereiten wir zusätzlich auch einen virtuellen Rundgang vor, den wir ebenfalls online zugänglich machen. Damit wird eine Art Museums-Gang möglich sein.
Bevor der Abend mit Gesprächen zwischen den Künstler:innen und Gästen endete, trugen Sylvie und Merve, Vorstandsmitglied von Menschen in Hanau, das Gedicht „Gespräch mit einem Überlebenden“ von Erich Fried vor.
Eindrucksvoller hätte der Abend nicht ausklingen können – mit den eindringlichen, warnenden Worten Erich Frieds und den Kunstwerken, die Mut machen, selbst Haltung zu zeigen.
Wer gerne noch einmal nachlesen möchte, wie wir uns in das Thema eingestimmt haben, kann dies hier tun.
Hier findet ihr den Katalog zu unserer Kunst-Aktion zum Download und zum Durchblättern