Nach telefonischem Vorgespräch und einigen Mails wegen der Terminabsprache sahen sich Felicitas Adler und Karl-Heinz Leister am Sonntagmorgen, 06. Juni 2021 per Skype, weil etliche Versuche mit Zoom nicht erfolgreich waren.
Hier geht’s zum Beitrag in einfacher Sprache…
Die beiden hatten sofort viel Spaß am Gespräch, das dann über 90 Minuten äußerst kurzweilig und interessant dahinflog. Fast am Ende äußerten beide, dass die anscheinend gegensätzlichen Meinungen zu den gestellten politischen Fragen gar nicht zum Tragen gekommen wären und sie sich eigentlich gar nicht vorstellen konnten, unterschiedliche Meinungen zu haben. Das lag aber auch daran, dass die beiden Gesprächspartner sich gar nicht an dem Fragegerüst orientierten, sondern gleich von ihrem Leben und ihren Projekten berichteten.
Über Felicitas Adler
Felicitas Adler ist eine international bekannte Künstlerin vor allem in Trash-Art. Sie hat Ausstellungen und Projekte u.a. in München, Berlin, Miami, New York, Venedig, ….
Wer „ADLER A.F.“ googelt, wird sehr viele Artikel, Videos und Fotos von den künstlerischen Aktivitäten und weltweiten Projekten von Felicitas Adler aka, ADLER A.F. aka, TrashQueen finden. Außerdem gründete die Künstlerin in Berlin das erste und einzige TrashArt-Museum der Welt, genannt MocTA (Museum of contemporary TrashArt, http://www.diop.de/).
Felicitas Adler lebt jetzt in einem Dorf im Süden Gran Canarias mit Einheimischen und trifft sich regelmäßig mit EXpats aus verschiedenen Ländern. Mit viel Engagement gibt sie Deutschunterricht, vor allem für Latinos mit deutschen Pässen, deren Großväter nach dem Krieg nach Argentinien oder Chile auswanderten.
Über Karl-Heinz Leister
Karl-Heinz Leister studierte Physik, promovierte in Darmstadt und arbeitete lange Zeit in der Industrie. Der Job führte ihn in die meisten europäischen, aber auch in viele ost-asiatische Länder. Seit seiner Verrentung Ende 2014 engagiert er sich intensiv in der Flüchtlingshilfe in seiner Heimatstadt Hanau, ist aber auch politisch und kulturell aktiv. Er ist Mitglied bei Menschen in Hanau e.V., der sich um Barrierefreiheit und Inklusion bemüht.
Das Gespräch
Das Thema „Flüchtlinge“ brachte beide im Gespräch sehr schnell zusammen, zumal Frau Adler über viele Projekte aus der Zeit nach dem Balkankrieg berichten konnte, die sie in München durchführte. Sie erzählte u.a. wie sie Angehörige verschiedener Ethnien dazu brachte, sich Sprecher zu wählen. Sie benutzte dazu 2 Vorreiter aus dem Kosovo, so dass andere Gruppen auch motiviert wurden, Sprecher zu haben.
Karl-Heinz Leister versuchte Ähnliches in Hanau, wo gerade Wahlen zum Ausländerbeirat stattfanden. Dieses Projekt verlief leider nicht erfolgreich.
Felicitas Adler berichtete über ein Projekt in Miami/Florida, wo sie mit Sand von der Küste ein Projekt durchführen wollte, aber dann feststellte, dass der Sand sehr leicht war. Das führte dazu, dass wissenschaftliche Institute einbezogen wurden, die herausfanden, dass der Sand zu 40% Mikropartikel aus Kunststoff enthielt! Ein gutes Beispiel, wie Kunst und Wissenschaft sich gegenseitig befruchten können.
Während wir hier in Mitteleuropa derzeit hauptsächlich mit Flüchtlingen aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und Eritrea zu tun haben und gelegentlich auch West-Afrikaner hierher finden, gibt es derzeit viele Bootsflüchtlinge aus der West-Sahara (meist aus Guinea, Mali, Mauretanien oder dem Senegal), die mit ihren Holzbooten auf Gran Canaria landen. Auch darüber weiß Felicitas Adler interessante Geschichten zu erzählen, so zum Beispiel über die ungeklärten Eigentumsrechte an diesen Booten, die dazu führten, dass sie ein Kunstprojekt aus diesem Material nicht realisieren kann.
Karl-Heinz Leister ließ sich in diesem Jahr auch auf ein Kunstprojekt ein: Ein Video, organisiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros (BaS), in dem über Patenschaftsprojekte berichtet wird. Kunst ist überhaupt eine gute Möglichkeit, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung zusammenzuführen. Auch damit hat man in Hanau sehr gute Erfahrungen gemacht.
Es gab weitere Beispiele, die die Gesprächspartner vorbrachten und zeigten, wie Leuchtturm-Projekte andere Menschen, Gruppen, Gemeinden dazu motivieren können, Ähnliches zu probieren, um zusammen ein besseres Leben zu gestalten.
Felicitas Adler und Karl-Heinz Leister waren sich beim Abschied sicher, sich nicht so schnell wieder zu verlieren. Es gibt noch viel zu berichten und vielleicht auch zu streiten. Es lohnt sich offensichtlich für beide, sich auszutauschen.
Das Gespräch fand im Rahmen des Projekts „Deutschland spricht 2021“ statt.
Das große Foto oben zeigt Karl-Heinz Leister vor einer Unterführung, die von Felicitas Adler bemalt wurde.
Der Artikel wurde von Karl-Heinz Leister verfasst. Wir bedanken uns herzlich bei ihm und freuen uns auf weitere Berichte.