Heute werfen wir einen Blick auf ein Thema, das in unserer modernen Gesellschaft oft zu kurz kommt: der Generationen-Zusammenhalt
Unser Vereinsmitglied Tolga, der sonst auch regelmäßig über türkische Kultur auf unserer Seite schreibt, teilt seine ganz persönliche Geschichte. Er zeigt uns, wie überraschend einfach und bereichernd das Miteinander von Jung und Alt sein kann – selbst über den eigenen Haushalt hinaus und über kulturelle Grenzen hinweg. Lass dich von seiner Erzählung inspirieren und entdecke, wie kleine Gesten im Alltag Großes bewirken können.
Los gehts:
88 Jahre alt, seit 32 Jahren allein lebend – meine Nachbarin.
Ich bin 41, lebe mit drei Generationen in einem Zwei-Parteien-Haushalt.
Klingt nach einem sozialen Pulverfass? Fragst du dich schon, wer hier welcher Kultur oder Partei angehört? 😉
Dann muss ich dich enttäuschen. Das hier ist keine Geschichte über Nachbarschaftskonflikte. Im Gegenteil.
Wir verstehen uns bestens.
Meine Nachbarin ruft viermal pro Woche an, wir bringen ihr Brot vom Einkaufen mit, manchmal Medikamente aus der Apotheke. Kleine Gesten, die für sie viel bedeuten – und für uns ganz selbstverständlich sind.
Trotz aller Unterschiede in Lebensweise, Alter, Ansichten: Es funktioniert.
Sie hat mir mal gesagt: „Drei Generationen unter einem Dach? Das geht nicht.“
Ich sehe das anders. Und ich möchte kurz erklären, warum, denn für meine deutsche Nachbarin, ist das sehr ungewöhnlich.
Ja, ich bin wahrscheinlich ein Extrembeispiel von „Ich kümmere mich um Mama und Papa“.
Aber was meine Eltern erleben – ihre Unsicherheiten, ihre Hürden im Alltag – betrifft Millionen andere ältere Menschen mit Migrationsgeschichte:
📬 Ein Brief kommt – und sie wissen nicht, was er bedeutet.
📱 Ein Produkt im Internet? Sie hätten es gern, aber sie wissen nicht, wie sie es bestellen.
🧾 Ein Formular? Ein digitales Ticket? Eine App? – Alles Barrieren.
Das Zusammenleben macht vieles einfacher.
Und der größte Vorteil für mich ist nicht der organisatorische –
es ist die Nähe. Die Vermeidung von Einsamkeit.
Ich erspare mir an dieser Stelle die Statistiken.
Wir alle haben schon gehört (oder erlebt), dass ältere Menschen zunehmend vereinsamen –
und dass die Folgen alles andere als harmlos sind.
Deshalb teile ich diese kleine Geschichte. Nicht als Anleitung. Nicht als Ideal. Sondern als Impuls.
Vielleicht schauen wir wieder öfter über den Gartenzaun. Vielleicht rufen wir öfter an. Vielleicht helfen wir einander ein bisschen mehr – Generationen übergreifend.
Tolga Nalbantoglu
Tolgas persönliche Geschichte ist ein inspirierender Impuls für Generationen-Zusammenhalt, der unerwartet kulturelle Brücken schlägt. Sie zeigt das gute Zusammenleben zwischen Tolga und seiner älteren, deutschen Nachbarin, trotz sehr unterschiedlicher Familienmodellen gut funktionieren kann und wie Fürsorge und Unterstützung, nicht nur die Einsamkeit mindern, sondern den Alltag für alle Beteiligten – über Alters- und Kulturgrenzen hinweg bereichern.
Hast du auch Interesse andere zu unterstützen und Menschen eine neue Chance zu geben? Dann erfahre hier mehr über unsere Chancen-Paten-Projekt.



