Von der Biotonne in unseren Körper: Die unterschätzte Gefahr von Mikroplastik
Am 1. Mai ist eine neue Verordnung in Kraft getreten, die den Umgang mit Bioabfällen in ganz Deutschland verschärft regelt. Hintergrund dieser Maßnahme ist ein Problem, das lange unterschätzt wurde: Mikroplastik in unseren Böden. Was nach einem abstrakten Umweltproblem klingt, hat konkrete und weitreichende Folgen – für Landwirtschaft, Trinkwasser und letztlich auch unsere eigene Gesundheit.
Hanau begrüßt strengere Regeln für Bioabfall
Die Stadt Hanau begrüßt die neuen Vorgaben ausdrücklich. Stadträtin Isabelle Hemsley betont: „Sortenreiner Bioabfall ist eine wertvolle Ressource, die wir in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft nicht ungenutzt lassen dürfen.“ Aus rund 5.300 Tonnen Bioabfall und 2.700 Tonnen Grünschnitt, die Hanau jährlich sammelt, entstehen in speziellen Anlagen Energie sowie nährstoffreicher Kompost. Dieser Kompost wird im Garten- und Landschaftsbau oder in der Landwirtschaft eingesetzt – also direkt in unsere Böden eingebracht.
Das Problem: Bereits kleinste Plastikreste im Bioabfall gelangen mit dem Kompost in die Erde. Besonders tückisch sind dabei sogenannte „kompostierbare“ Plastiktüten. Sie zersetzen sich – entgegen ihren Versprechen – oft nicht vollständig und hinterlassen Mikroplastik, das dauerhaft im Boden verbleibt.
Mikroplastik: Eine unsichtbare Gefahr mit weitreichenden Folgen
Dass dieses Problem nicht nur theoretischer Natur ist, zeigt eine Untersuchung des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Marburg und der Technischen Universität Darmstadt wurden Bodenproben aus den vergangenen 20 Jahren analysiert. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mikroplastik in unseren Böden bereits seit mindestens zwei Jahrzehnten weit verbreitet ist“, erklärt Christian Heller, Bodenspezialist beim HLNUG.
Vom Boden ins Trinkwasser und in unseren Körper
Mikroplastik ist dabei kein oberflächliches Problem. Die Partikel sind so klein, dass sie in die feinsten Poren des Bodens eindringen. Dort können sie die Bodenstruktur verändern, das Bodenleben stören und das Wachstum von Pflanzen beeinträchtigen. Zudem speichert der Boden viele Jahre lang Schadstoffe – er ist eine sogenannte „Stoffsenke“. Doch genau darin liegt die Gefahr: Diese Schadstoffe, darunter Mikroplastik, können über das Sickerwasser in das Grundwasser gelangen. Studien zeigen, dass unser Trinkwasser bereits heute Spuren von Mikroplastik enthält.
Christian Heller warnt eindringlich: „Es gibt bislang keine praktikable Methode, Mikroplastik aus dem Boden wieder zu entfernen. Was einmal dort ist, bleibt für lange Zeit. Und es gelangt über Pflanzenwurzeln oder Bodenorganismen in die Nahrungskette – und damit auch in unseren Körper.“ Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass Mikroplastik Entzündungsreaktionen im menschlichen Darm auslösen kann. Welche weiteren gesundheitlichen Auswirkungen möglich sind, ist noch unklar – sicher ist laut Heller jedoch eines: „Es ist nicht gesund.“
Was jeder Einzelne tun kann: Mikroplastik vermeiden
Angesichts dieser Erkenntnisse zeigt sich, wie wichtig es ist, Plastikmüll konsequent zu vermeiden – und insbesondere die Biotonne sauber zu halten. Denn jeder falsch entsorgte Joghurtbecher oder jede Plastiktüte gefährdet die Qualität des Komposts und führt langfristig zu Umweltbelastungen, die kaum rückgängig zu machen sind.
Aber was können wir im Alltag konkret tun, um den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren?
Einige einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen sind:
- Vermeiden von Verpackungen aus Plastik, wo immer möglich. Beim Einkauf auf Glas, Papier oder Mehrweg-Alternativen setzen.
- Keine Plastiktüten nutzen – auch keine „kompostierbaren“ – für den Bioabfall. Zeitungspapier oder Papiertüten sind die bessere Wahl.
- Bei Kleidung auf natürliche Fasern achten, und Kunstfasertextilien seltener waschen oder mit Mikroplastik-Filtern.
- Auf Kosmetika und Reinigungsmittel mit Mikroplastik verzichten (z. B. Peelings, Zahnpasta, Duschgels – hier lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe).
Die Erkenntnis ist klar: Der Boden ist nicht nur die Grundlage unserer Nahrung – er ist ein lebendiges Ökosystem, das es zu schützen gilt. Mikroplastik gehört dort nicht hin. Wir alle können dazu beitragen, dass unsere Umwelt nicht weiter mit unsichtbarem Plastik belastet wird – durch Aufmerksamkeit, bewussten Konsum und einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Abfällen.
Quellen:
- https://www.echo-online.de/politik/politik-hessen/wie-kommt-das-ganze-mikroplastik-in-den-boden-3200856
- https://mkk-echo.de/gemeinsam-fuer-besseren-biomuell-in-hanau/
Artikel verfasst von Katharina Frolow



