Cora Ditzel von „Menschen in Hanau“ hat mit Siegfried Jorda und seiner Frau Rita gesprochen.
Sie hat viel über den Alltag von Herrn und Frau Jorda erfahren. Auch über ihre Sorgen und Ängste.
Cora findet, dass Herr und Frau Jorda stark sind. Sie sind lebenslustig und haben viel Humor.
Cora hat durch das Interview viel gelernt.
Dieser Text fasst den Inhalt des Interviews in einfacher Sprache zusammen. Wir von Menschen in Hanau versuchen so, noch mehr Menschen zu erreichen.
Das Interview ist länger.
Hier kannst Du es in ganzer Länge nachlesen: Leben mit Parkinson: Interview mit Siegfried Jorda
Persönliches über Herrn Siegfried Jorda
Herr Jorda ist 71 Jahre alt. Er hat ein Ingenieur-Studium.
Er war Verkaufs-Direktor bei Bosch.
Er lebte früher in Steinheim. Er und seine Frau hatten dort ein schönes Haus.
Mit 49 Jahren wurde Herr Jorda krank.
Er erfuhr, dass er Parkinson hat. Parkinson ist eine Nerven-Krankheit.
Man zittert sehr stark oder wird steif und kann sich nicht mehr bewegen.
In den ersten 10 Jahren haben die Medikamente gegen Parkinson noch gut geholfen.
Herr und Frau Jorda sind damals viel gereist.
Sie haben viel von der Welt gesehen. Sie waren zum Beispiel auf Bali, in Thailand und Vietnam.
Bis 2004 hat Herr Jorda gearbeitet. Er hatte gut verdient. Dann musste er in Rente gehen.
Er bekam eine Arbeits-Unfähigkeits-Rente.
Das bedeutete natürlich, dass Herr Jorda jetzt sehr viel weniger Geld bekam.
Seit 3 Jahren leben Herr und Frau Jorda in Hanau.
Es war schwierig geworden, sich um das Haus in Steinheim zu kümmern.
Und um den Garten. In dem Haus wohnt jetzt sein Sohn.
In Hanau gibt es Ärzte, das Kranken-Haus und Therapeuten. Das ist wichtig für Herrn Jorda.
Das tägliche Leben mit Parkinson
Herr Jorda hatte vor 3 Jahren eine Operation. Am Gehirn.
Danach konnte er die Hände und Finger wieder besser bewegen.
Vor der Operation konnte er keine Suppe mehr essen.
Er konnte den Löffel nicht zum Mund bringen. Das geht jetzt besser.
Das Zittern wurde weniger.
Aber dann kam das Freezing. Das ist das englische Wort für Einfrieren.
Beim Freezing gehen die Beine nicht weiter.
Die Beine sind wie am Boden fest gefroren. Und dann fällt man um.
Herr Jorda darf keinen Schritt mehr alleine laufen. Herr Jorda hat sich 5 mal den Arm und 11 Rippen gebrochen.
Er braucht die Hilfe seiner Frau zum Laufen oder er muss den Rollstuhl nehmen.
Frau Jorda schiebt seinen Rollstuhl. Manchmal ist das anstrengend.
Herr Jorda kann manche Sachen nicht mehr machen.
Er kann nicht mehr gut sprechen. Am Telefon versteht man ihn schlecht.
Deshalb erledigt seine Frau alle wichtigen Telefonate.
Im Supermarkt bezahlt er nicht mehr.
Er braucht dafür viel Zeit an der Kasse. Die anderen Leute werden ungeduldig.
Dann wird Herr Jorda nervös.
Manche Leute kennen die Krankheit Parkinson nicht.
Sie wissen nicht, dass man manchmal zittert. Oder stolpert.
Die Leute denken dann, dass der Kranke betrunken ist.
Seine Frau sagt immer gleich, dass er Parkinson hat. Dann verhalten sich die Menschen anders.
Sie sind dann viel netter.
Das Einkaufen in Kleider-Geschäften ist schwierig. Dort ist es eng.
Parkinson-Kranke brauchen mehr Platz.
Auch Rollstuhl-Fahrer brauchen mehr Platz.
In Hanau sind die Bus-Halte-Stellen gut. Man kommt leicht in den Bus.
Im Straßen-Verkehr ist es für Behinderte gefährlich. Sie reagieren nicht so schnell.
Sie werden leicht übersehen.
Der Haupt-Bahn-Hof in Hanau ist schlecht. Der ist nicht barrierefrei.
Jetzt wird dort aber gebaut und es gibt dann hoffentlich überall Aufzüge zu den Bahn-Steigen.
Herr Jorda war immer aktiv
Herr Jorda ist Mitglied in der SPD. In Steinheim war er im Orts-Beirat.
Es gibt auch einen Alt-Stadt-Verein. Darin war Herr Jorda viele Jahre Vorsitzender.
Großer Einsatz für Flüchtlinge
In Steinheim entstand im Jahr 2015 eine neue Gruppe.
Die Gruppe hat sich um Flüchtlinge gekümmert. Herr Jorda machte sofort mit.
Er hat sich für die jungen Flüchtlinge eingesetzt.
Und hat ihnen geholfen, das Amts-Deutsch zu verstehen.
Herr und Frau Jorda haben noch Kontakt mit 3 jungen Männern.
Sie kommen aus Eritrea.
Herr und Frau Jorda haben den 3 jungen Männern viel geholfen und sind stolz auf sie.
Einer hat die Haupt-Schule besucht.
Einer hat eine Ausbildung gemacht und arbeitet.
Auch der andere hat einen Job gefunden.
Herr Jorda freut sich darüber. Er konnte ihnen helfen.
Und die jungen Männer sind dankbar.
Sie gehören inzwischen zur Familie.
Herr Jorda hat durch die Flüchtlings-Hilfe viele neue Menschen kennen gelernt.
Er hat auch neue Freunde gefunden.
Herr Jorda hat für seinen Einsatz den Integrations-Preis der Stadt Hanau bekommen.
Jetzt kann er nicht mehr so viel machen.
Aber seine Frau hilft den jungen Flüchtlingen jetzt sehr viel.
Freizeit-Angebote in Hanau
Herr Jorda kann viele Freizeit-Angebote nicht annehmen.
Er braucht jemanden, der ihn fährt. Oder der ihn im Bus begleitet.
Er nimmt jetzt an Online-Angeboten teil. Er macht gerade einen Online-Englisch-Kurs.
Die Angebote von Frau Heddendorp findet Herr Jorda gut.
Frau Heddendorp arbeitet im Senioren-Büro Hanau.
Sie ist zuständig für die Alt & Jung Chancen-Patenschaften.
Das ist ein Projekt. Ältere Menschen helfen jungen Menschen.
Das gefällt Herrn Jorda.
Herrn Jorda gefallen auch die Angebote von Menschen in Hanau.
Frau Jorda spielt gerne.
Bei einem Spiele-Nachmittag hat sie Daniel von Menschen in Hanau kennen gelernt.
Sorgen über die Zukunft
Herr und Frau Jorda haben Humor. Das hilft.
Aber manchmal ist es trotzdem hart.
Irgendwann wird man zum Pflege-Fall. Das wissen Herr und Frau Jorda.
Einen Pflege-Dienst hat Herr Jorda nicht. Seine Frau pflegt ihn.
Frau Jorda denkt darüber nach, was passiert, wenn kein Kind und kein Partner mehr da ist.
Man will die eigenen Kinder nicht belasten. Die haben ihr Leben.
Herr Jorda und Frau Jorda fragen sich, wie das alles weitergehen soll.
Die Familien können oder wollen sich nicht mehr so stark engagieren.
Aber es gibt immer mehr Menschen, die Pflege brauchen.
Herr Jorda gibt nicht auf
Herr Jorda sagt, man muss kämpfen. Man darf nicht aufgeben.
Es gibt lebenswerte Momente.
Man sollte Freundschaften haben.
Manche Freunde sind schnell weg, wenn die Krankheit schlimmer wird.
Aber die richtig guten Freunde bleiben.
Frau Jorda erzählt von einem Film von 1973. Der Film heißt „Soylent Green“.
Soylent ist ein Nahrungsmittel.
Es war ein Science-Fiction-Film. Das heißt, die Geschichte spielt in der Zukunft, im Jahr 2022.
Die Geschichte ist erfunden.
Im Film werden alte Leute auf eine Insel gebracht.
Dort zeigt man ihnen Bilder von der schönen Welt, die es früher einmal gab und dann bekommen sie Gift zu trinken.
Danach werden aus ihnen grüne Plätzchen gemacht.
Die grünen Plätzchen werden dann anderen Menschen zum Essen gegeben.
Sozusagen ein Kreislauf, eine moderne Form von Kannibalismus.
Frau Jorda sagt, es muss sich viel ändern in unserer Gesellschaft.
Wenn wir keine grünen Plätzchen essen wollen. Alle lachen.
Cora Ditzel sagt: „Nein, wir wollen keine grünen Plätzchen essen!“
Sie bedankt sich bei beiden für das Gespräch.
Herr Jorda sagt, dass er das gerne gemacht hat.
Ein Hinweis noch:
Der Text enthält keine indirekte Rede (Konjunktiv). Dadurch liest sich der Text besser.
Foto vom Beitrag: Zeigt von links nach rechts Siegfried Jorda, Katja und Rita Jorda.