Am 21.11.2019 fand als Fortsetzung der Veranstaltung „Demokratie RAUM“ ein „Diskussions-RAUM“ im Ellis Café und Bistro in Hanau statt. Das Thema war „Nur mal kurz den Wald retten“. Der Abend wurde vom Dr. Dieter Müller, Leiter des Forstamts Wolfgang a. D. moderiert wurde. Es wurde lebhaft und interessiert diskutiert. Die Beiträge lassen sich in etwa wie folgt zusammenfassen:
Trockene Jahre sind keine neue Erscheinung. Sie gab es unregelmäßig, aber häufig, auch in der Vergangenheit.
Diese Aussage widerspricht nicht der wissenschaftlich Erkenntnis, dass wir einen Klimawandel erleben, durch den vermehrt Extrem-Wetterlagen auftreten werden. Häufigere trockene und heiße Sommer, die den Wald andauernd „stressen“ und dadurch schwächen. Als Sekundärschäden kommen Schädlinge, wie baumschädigende Insekten, Pilze und Feuer hinzu.
Nur sind die Wachstumszyklen speziell im Wald andere als in der Politik:
Da muss man in Jahrzehnten rechnen, während dort der Horizont allenfalls bis zur nächsten Wahl reicht. Entsprechend sind die Reaktionszeiten der Systeme: Der Wald passt sich über längere Zeiträume der Natur an; die Veränderung kann durch eine kluge Forstwirtschaft, die langfristig angelegt ist, unterstützt werden.
Die Politik meint hier durch Aktionismus mit viel Geld (das momentan im Überfluss und billig vorhanden ist) eingreifen zu müssen, weil sie kurzfristig etwas vorzeigen will. Das Pflanzen von Millionen neuer Bäume, so gut sich das für uns Städter anhören mag, ist forstwirtschaftlich nicht realisierbar (es gibt nicht genügend junge Bäume zum Pflanzen und erfahrene Waldarbeiter zum Pflanzen schon mal gar nicht).
Wenn man der Interessen-Gemeinschaft der Waldbauern folgen will, um diese vor dem Ruin zu bewahren, wäre es ehrlicher, diese über die schlechten Jahre zu subventionieren, statt jetzt aktionistisch große Summen zu investieren, die wahrscheinlich verloren sind.
Investiert werden sollte in eine nachhaltige Forstwirtschaft, die den Wald als
– Wirtschaftsraum,
– Erholungsgebiet für die Menschen,
– Rückzugs- und Regenerationsgebiet für Flora und Fauna,
– Kohlenstoffspeicher,
– Frischluftlieferant
– Reservoir für unser Trinkwasser
erhält und fördert, statt sich allein nach dem Profit aus dem verkauften Nutzholz zu orientieren.
Um dieses Vorgehen zu realisieren, sind verschiedene Maßnahmen notwendig:
- den Wald und das Wetter beobachten und dokumentieren durch Fachleute, die man gemeinhin als Förster bezeichnet
- Dringend mehr Förster und Forstwirt/Waldarbeiter ausbilden und ihr Fachwissen entsprechend entlohnen
- Erfahrungen und Forschungsergebnissen aus vergangenen Jahrzehnten einbeziehen
- wieder Aufforsten, basierend auf langjährigen Erfahrungen und mit Pflanzen, die unserer Klimazone entsprechen und angepasst sind
- die Säge-Industrie muss sich dem Produkt des Waldes anpassen und nicht umgekehrt
Die Diskutierenden waren sich einig, dass allein auf betriebswirtschaftlichen Argumenten der Holzwirtschaft beruhende Maßnahmen viel zu kurz greifen und ein umfassender Maßnahmenkatalog erarbeitet und angewandt werden muss.